Palästinenser-Chef Abbas spricht mit Papst über Lage in Nahost

Sehnsucht nach Frieden

Palästinenser-Chef Abbas ist zum ersten Mal seit dem 7. Oktober 2023 zur Papstaudienz in den Vatikan gereist. Papst Franziskus bemüht sich im Nahostkonflikt um diplomatische Neutralität. Trotzdem war der Gazastreifen Gesprächsthema.

Papst Franziskus empfängt Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas (l.), am 12. Dezember 2024 im Vatikan.  / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus empfängt Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas (l.), am 12. Dezember 2024 im Vatikan. / © Romano Siciliani ( KNA )

Bei den "herzlichen Gesprächen" im vatikanischen Staatssekretariat wurde der wichtige Beitrag der katholischen Kirche für die palästinensische Gesellschaft hervorgehoben, insbesondere bei der Unterstützung in der "sehr ernsten" humanitären Lage im Gazastreifen, wie der Vatikan mitteilte. Dabei sei die Hoffnung auf einen Waffenstillstand sowie die Freilassung aller Geiseln geäußert worden, hieß es.

Die Gesprächspartner verurteilten demnach jedwede Form von Terrorismus; eine Zwei-Staaten-Lösung sei nur durch Dialog und Diplomatie zu erreichen. Dabei müsse sichergestellt werden, dass Jerusalem einen Sonderstatus erhalte und ein Ort der Begegnung und Freundschaft der drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam sein könne. Abschließend äußerten die Beteiligten die Hoffnung, dass das Heilige Jahr 2025 zur Rückkehr der Pilger ins Heilige Land führen werde, das sich so sehr nach Frieden sehne, so der Vatikan.

Treffen mit Parolin und Gallagher

Abbas (89) führte demnach auch Gespräche mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem Vatikanischen Außenminister Paul Richard Gallagher. Bei dem rund 30-minütigen Treffen überreichte er dem Papst laut Medienberichten ein Gemälde nach einem Foto, das beide bei dem Besuch von Franziskus 2014 in Bethlehem zeigt.

Der seit rund 20 Jahren amtierende Palästinenserführer Abbas war zuletzt 2021 beim Papst. Nach Vatikanangaben telefonierte Franziskus in den vergangenen Jahren mehrfach mit ihm, insbesondere nach dem Angriff der palästinensischen Terrorgruppe Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023.

Friedensgeste mit Schimon Peres im Vatikan

Im Juni 2014 hatte Abbas gemeinsam mit dem damaligen israelischen Präsidenten Schimon Peres an einem historischen Friedensgebet im Vatikan teilgenommen. Auf Einladung von Papst Franziskus pflanzten sie damals gemeinsam einen Olivenbaum, umarmten einander und gelobten den Willen zum Frieden. Im Juni 2024 erinnerte der Papst in einer Zeremonie an die einzigartige Geste vor zehn Jahren und "flehte" erneut um Frieden im Nahen Osten.

Der Vatikan ist um diplomatische Neutralität bemüht, insbesondere im Nahostkonflikt. 2015 hatte der Heilige Stuhl Palästina als Staat anerkannt. Am Freitag wird der libanesische Übergangsministerpräsident Nadschib Mikati im Vatikan erwartet.

Zahl der in Gaza getöteten Palästinenser steigt auf 2228

Die Zahl der bei Luftangriffen Israels im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist auf 2228 gestiegen. Mindestens 8744 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium am Samstagabend in Gaza mit.

Terroristen im Auftrag der im Gazastreifen herrschenden Islamistenorganisation Hamas hatten vor einer Woche ein Massaker unter israelischen Zivilisten in Grenzorten und auf einem Musikfestival angerichtet. Es war das schlimmste Blutbad der israelischen Geschichte. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen in dem dicht besiedelten Küstenstreifen.

Eine Luftaufnahme von beschädigten und zerstörten Gebäuden nach israelischen Luftangriffen. / © Mohammed Talatene (dpa)
Eine Luftaufnahme von beschädigten und zerstörten Gebäuden nach israelischen Luftangriffen. / © Mohammed Talatene ( dpa )
Quelle:
KNA