Papst Franziskus hat die Vereinsamung und Ausgrenzung alter Menschen beklagt. In einer am Dienstag veröffentlichten Botschaft zum vierten Welttag der Großeltern und älteren Menschen schreibt er: "Nur allzu oft ist die Einsamkeit die bittere Begleiterin im Leben von uns älteren Menschen und Großeltern." Er selbst habe bei Besuchen in Altenheimen oft festgestellt, dass deren Bewohner nur selten Besuch bekamen. "Manche hatten ihre Lieben seit vielen Monaten nicht mehr gesehen", so der Papst.
Zugleich wendet sich Franziskus dagegen, die Alten als Belastung der jungen Generation zu sehen. Es sei "eine weit verbreitete Überzeugung, dass die Älteren den Jungen die Kosten für ihre Pflege aufbürden und auf diese Weise Ressourcen von der Entwicklung des Landes und damit von den Jungen abziehen." Das sei eine verzerrte Wahrnehmung der Realität.
Generationen nicht gegeneinander ausspielen
Weiter heißt es in dem Text, das sei "so, als ob man, um die Jungen zu fördern, die Älteren vernachlässigen oder sogar beseitigen müsste". Doch wenn man die Generationen gegeneinander ausspiele, sei das "eine Irreführung und eine vergiftete Frucht einer Kultur der Konfrontation sowie (...) eine inakzeptable Manipulation".
Einsamkeit und Ausrangieren älterer Menschen seien weder zufällig noch unausweichlich, sondern das Ergebnis von Entscheidungen politischer, wirtschaftlicher, sozialer und persönlicher Art, "die die unendliche Würde eines jeden Menschen (...) nicht anerkennen".
Der Papst warnt davor, Menschen nur noch als Kostenfaktor zu betrachten, der in manchen Fällen zu hoch sei. Und weiter: "Noch schlimmer ist, dass die älteren Menschen oft selbst dieser Mentalität verfallen und sich nur noch als Last empfinden und am liebsten selbst verschwinden möchten."
Liebe zeigen
Auf der anderen Seite wachse das Streben nach Individualität. Die Verschiebung vom "Wir" zum "Ich" scheine eines der deutlichsten Zeichen unserer Zeit zu sein. Franziskus weiter: "Die Familie, die als erste und am radikalsten die Vorstellung in Frage stellt, dass wir uns selbst retten können, ist eines der Opfer dieser individualistischen Kultur."
Viele entdeckten erst im Alter, dass es eine Illusion sei, niemanden zu brauchen und ohne Bindungen leben zu können. "Das ist eine traurige Entdeckung, die viele erst machen, wenn es zu spät ist", so der Papst in seiner Botschaft.
Zum Welttag der Großeltern und älteren Menschen ruft er dazu auf, ihnen Liebe zu zeigen und jene zu besuchen, die entmutigt sind. Es gelte, Ausgrenzung und Einsamkeit entgegenzutreten und den Mut zu haben, den alten Menschen zu sagen: "Ich verlasse dich nicht!"