Nach der Veröffentlichung des Berichts über moralische Vergehen von Ex-Kardinal Theodore McCarrick und die Rolle des Vatikan hat Papst Franziskus den Willen zum Kampf gegen Missbrauch bekräftigt. "Ich erneuere meine Nähe zu den Opfern jeden Missbrauchs und den Einsatz der Kirche, um dieses Übel auszurotten", sagte er am Mittwoch in seiner wöchentlichen Videobotschaft aus dem Vatikan. In Bezug auf McCarrick sprach er von einem "schmerzlichen Fall".
Am Dienstag hatte der Vatikan einen rund 460-seitigen Bericht der Kurienleitung über den Aufstieg des heute 90-jährigen McCarrick vorgelegt, der zu den einflussreichsten US-amerikanischen Geistlichen in der katholischen Kirche gehörte. Nach Vorwürfen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen wurde McCarrick 2018 aus dem Kardinalsstand und 2019 aus dem Klerikerstand entlassen.
In dem Bericht wird ein systemisches Versagen der Kirchenhierarchie deutlich, seit den 1990er-Jahren kursierende Hinweise auf moralisches Fehlverhalten des damaligen Bischofs ernstzunehmen; dazu gehörte auch ein Missbrauch seiner Machtposition für die sexuelle Ausbeutung erwachsener Priesteramtskandidaten und Geistlicher.
Franziskus mahnt zu Gebet in dunklen Zeiten
Papst Franziskus ermuntert zu Gebet auch in dunklen Zeiten. "Viele Heilige haben die Nacht des Glaubens und das Schweigen Gottes erfahren und sind doch beharrlich geblieben", sagte er in einer Videoansprache am Mittwoch im Vatikan. "Gott weiß, was wir brauchen, aber wartet manchmal zu, damit wir unsere Bitten läutern." Das inständige Gebet müsse nicht Gott überzeugen, sondern diene dazu, die Sehnsucht des Beters wachzuhalten.
Das Beten könne oft als unnütze Anstrengung erscheinen, so der Papst. Das Gebet zu üben, heiße auch, diese Mühe anzunehmen. "Selbst in der Nacht des Glaubens beten wir nie allein", betonte Franziskus. Jesus sei nicht nur Lehrer des Gebets, sondern nehme alle Gläubigen in sein eigenes Beten auf.
"Wie in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen sind auch in unserem Gebet die Worte 'Danke', 'Bitte', 'Entschuldige' wichtig. So treten wir in einen wahren Dialog mit Gott ein. Wir entdecken, dass Gott ein mitfühlender Vater ist, der sich immer um uns kümmert", sagte der Papst.
Die Ansprache aus der Bibliothek des Apostolischen Palastes ersetzt derzeit die wöchentlichen Generalaudienzen. Wegen der Corona-Pandemie sind die Treffen mit Pilgern und Besuchern im Vatikan bis auf weiteres abgesagt.
Papst Franziskus twittert zu Sankt Martin
Papst Franziskus hat den heiligen Martin von Tours zu dessen Gedenktag am Mittwoch mit einem Tweet gewürdigt. Sankt Martin habe sich "durch eine evangeliumsmäßige Nächstenliebe gegenüber den Armen und Ausgegrenzten" hervorgetan, schrieb das Kirchenoberhaupt. "Sein Vorbild lehre uns, im Glauben immer mutiger und in der Nächstenliebe immer großherziger zu sein."
Der heilige Martin wurde wohl 316/17 in der Stadt Sabaria geboren, dem im heutigen Ungarn gelegenen Szombathely (Steinamanger). Der Sohn eines römischen Tribuns trat auf Wunsch seines Vaters in die Armee ein. Nach seiner Bekehrung ließ sich Martin mit 18 Jahren taufen, quittierte den Militärdienst und wurde Eremit. Ab 371 war er Bischof von Tours an der Loire; er starb am 8. November 397 in seiner Diözese.
Der fränkische Nationalheilige soll der Legende nach seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt haben. An diese Geste erinnern die traditionellen Martinszüge rund um den Gedenktag des Heiligen am 11. November. Wegen der Corona-Krise fällt dieser Brauch in seiner üblichen Form in diesem Jahr aus.