Papst bietet sich erneut als Vermittler im Ukrainekrieg an

"Putin weiß, dass ich verfügbar bin"

Papst Franziskus hat in einem Interview seine Bereitschaft zur Vermittlung im Ukrainekrieg betont. Darin relativierte das Kirchenoberhaupt die Rolle Russlands und sprach von einem dritten Weltkrieg, der sich in der Ukraine abspiele.

Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

"Putin weiß, dass ich verfügbar bin", sagte das Kirchenoberhaupt in einem Interview des Schweizer Senders RSI, "aber es gibt dort imperiale Interessen, nicht nur die des russischen Imperiums, sondern auch die von Imperien anderswo".

Wladimir Putin und Papst Franziskus (2019) / © Paul Haring (KNA)
Wladimir Putin und Papst Franziskus (2019) / © Paul Haring ( KNA )

In den vorab online erschienenen Interviewauszügen betonte der Papst, bei einem Treffen mit dem Kreml-Chef so deutlich sprechen zu wollen, wie er es in der Öffentlichkeit tue. "Er ist ein gebildeter Mann", so Franziskus.

Die Ukraine sei das Schlachtfeld des aktuellen dritten Weltkriegs, sagte der Papst. "Er begann stückweise, und heute kann niemand mehr behaupten, er sei nicht weltweit. Die Großmächte sind alle darin verwickelt."

Mangelnder Verhandlungswille Russlands

Der mangelnde Verhandlungswillen des Kremls ist auch ein Grund, warum Papst Franziskus bislang nicht in die Ukraine gereist ist. Zwar äußerte er immer wieder seine Bereitschaft, hatte einen Besuch aber stets an die Bedingung geknüpft, auch zu Gesprächen nach Moskau reisen zu können. Bislang sei dies laut Franziskus' Aussage nicht möglich gewesen. Auch im aktuellen Interview berichtete er von der Absage des russischen Außenministers Sergej Lawrow.

Gesundheit des Papstes

Papst Franziskus im Rollstuhl / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus im Rollstuhl / © Paul Haring ( KNA )

In dem Interview äußerte sich der Papst außerdem zu seiner Gesundheit. Er habe sich zunächst "ein bisschen geschämt", auf einen Rollstuhl angewiesen zu sein.

Franziskus äußerte sich auch zu einem möglichen Rücktritt vom Papstamt. Ein "körperliches Problem" könnte einer der Gründe sein, der ihn in Zukunft über solch einen Schritt nachdenken ließe.

Weiterer Grund könnte "eine Müdigkeit" sein, "die dazu führt, dass man die Dinge nicht mehr klar sieht. Ein Mangel an Klarheit, an der Fähigkeit, Situationen zu bewerten".

Ratschläge von Nahestehenden

Franziskus sagte, er lasse seinen Zustand von ihm nahe stehenden Menschen einschätzen. "Ich frage immer danach und lasse mich beraten. (...) Ich bin Menschen, die mich kennen, sogar einigen intelligenten Kardinälen, dankbar dafür. Denn die sagen mir die Wahrheit: Es geht gut voran. Aber bitte machen Sie mich rechtzeitig aufmerksam", erklärte der 86-Jährige seine Vorgehensweise.

Der Gesundheitszustand des Kirchenoberhaupts ist seit geraumer Zeit wechselhaft. Vor rund einem Jahr hatte sich Franziskus einen Bruch im Knie zugezogen. Seit Mai absolviert der Argentinier darum die meisten seiner Termine im Rollstuhl. Zudem wurde im Januar bekannt, dass seine Darmerkrankung, eine Divertikulitis, wieder zurückgekehrt ist.

2021 hatte sich das Kirchenoberhaupt aufgrund einer Entzündung im Darm einer Operation unterzogen.

Quelle:
KNA
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