Papst-Botschafter verteidigt Vertrag mit Hitler-Deutschland

Historischer Rückblick

Erzbischof Nikola Eterovic hat das Reichskonkordat der katholischen Kirche mit dem nationalsozialistischen Deutschland verteidigt. "Der Heilige Stuhl schaut heute auf das Bestehen dieses Konkordats mit Zufriedenheit zurück".

Erzbischof Nikola Eterović / © Gordon Welters (KNA)
Erzbischof Nikola Eterović / © Gordon Welters ( KNA )

Das sagte der Apostolische Nuntius am Mittwochabend in der Berliner Katholischen Akademie.

Bei einer Veranstaltung zum 90. Jahrestag der Unterzeichnung erklärte er, dass der Vertrag dazu beigetragen habe, "kirchliches Leben in Deutschland zu garantieren, auch wenn es den nationalsozialistischen Kirchenkampf nicht verhindert hat". Ein Konkordat ist eine umfassende rechtliche Regelung zwischen dem Heiligen Stuhl und einem Staat.

Historiker bis heute beeinflusst

Der Papst-Botschafter in Deutschland räumte ein, dass die Entstehung des Reichskonkordats "in die frühe Epoche der nationalsozialistischen Gleichschaltung des kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Lebens in Deutschland fiel". Es sei jedoch sowjetische und nationalsozialistische Propaganda gewesen, den Vertrag als ersten außenpolitischen Erfolg Hitlers darzustellen. Eine solche Bewertung habe vor allem den Heiligen Stuhl in Misskredit bringen sollen.

Weltkriegsende - Einmarsch von US-Truppen in Mainz (dpa)
Weltkriegsende - Einmarsch von US-Truppen in Mainz / ( dpa )

Dies beeinflusse Historiker bis heute, so der Nuntius. Er kritisierte, "dass für manche Behauptungen sogar Quellen aus dem Italienischen verfälscht interpretiert oder sogar falsch übersetzt worden sind". Sie seien in das "Narrativ einer international agierenden anti-kirchlichen Geschichtsschreibung eingegangen".

Das Bundesverfassungsgericht habe dagegen 1957 "unbeirrt von dieser zeitgenössisch und bis in die bürgerlichen Parteien propagierten Polemik" die Gültigkeit des Reichskonkordats für die Bundesrepublik Deutschland anerkannt, weil sie völkerrechtlich mit dem Deutschen Reich identisch sei.

Apostolischer Nuntius

Der Apostolische Nuntius ist in Doppelfunktion Gesandter des Papstes bei einer Ortskirche und zugleich bei einem Staat oder einer öffentlichen Autorität. Als Mittelsmann des Papstes soll er in erster Linie die Verbindung zwischen dem Apostolischen oder Heiligen Stuhl und der Kirche seines Gastlandes halten und stärken. Zudem soll er nach den Normen des internationalen Rechts das Verhältnis zwischen dem Vatikan und den Staatsautoritäten pflegen, Staat-Kirche-Fragen behandeln und etwa durch Konkordate oder andere Vereinbarungen regeln.

Ein Pileolus und eine Stola liegen auf einer Kirchenbank / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Pileolus und eine Stola liegen auf einer Kirchenbank / © Harald Oppitz ( KNA )

 

Quelle:
KNA