Am Sonntagabend besuchte Papst Franziskus die Küstenstadt Ostia und beging dort mit mehreren zehntausend Teilnehmern das Fronleichnamsfest. In seiner Predigt rief er die Menschen unter anderem auf, "die Mauern der Gleichgültigkeit und der Vertuschung" niederzureißen und sich gegen "Gewalttaten und Anmaßung" zu stellen.
"Wege der Gerechtigkeit, des Anstands und der Legalität"
Der Papst verwandte in dem Zusammenhang das italienische Wort "omerta" für das ungeschriebene Gesetz des Schweigens um die Mafia herum. In Ostia hatte es in den vergangenen Monaten anlässlich von Kommunalwahlen mehrfach Gewalttaten durch Mafia-Clans gegeben. Stattdessen, so der Papst, sollten Christen "Wege der Gerechtigkeit, des Anstands und der Legalität öffnen".
Bei der anschließenden Prozession zogen die Menschen von dem Platz vor der Kirche Santa Monica durch einige Stadtteile Ostias zu einer Nachbargemeinde. Die Monstranz mit dem Allerheiligsten unter dem Baldachin trug dabei Erzbischof Angelo De Donatis, der Generalvikar des Papstes für das Bistum Rom, der Ende Juni die Kardinalswürde erhalten soll.
Entscheidung für Ostia sorgte für Aufsehen
Zuletzt hatte Papst Paul VI. im Jahr 1968 das Fronleichnamsfest in Ostia gefeiert – und auch in anderen Vororten. Eine feste Tradition kennt Rom dazu nicht. Seit dem Amtsantritt von Johannes Paul II. (1978-2005) allerdings war der Gottesdienst in der Bischofskirche des Papstes, der Lateranbasilika, gefeiert worden. Anschließend zog die Prozession dann zur Kirche Santa Maria Maggiore nahe des Hauptbahnhofs.
Die Entscheidung von Franziskus, die diesjährige Fronleichnamsprozession nach Ostia zu verlegen, hatte für Aufsehen gesorgt. Die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" verwies in der vergangenen Woche auf die Praxis von Paul VI. Roms Weihbischof Paolo Lojudice sagte, die Entscheidung passe zur "seelsorglichen Logik" von Franziskus, an die Ränder zu gehen.
Hochfest Fronleichnam
Offizieller Termin des Hochfestes des Leibes und Blutes Christi, wie Fronleichnam offiziell heißt, ist der zweite Donnerstag nach Pfingsten. Vielerorts – so auch in Rom – wird das Fest aber an dem darauf folgenden Sonntag begangen.
Das im 15. Jahrhundert entstandene Fest erinnert und feiert die Gegenwart des auferstandenen Christus in den Gaben von Brot und Wein in der Eucharistiefeier.