Papst fordert Innehalten und Ausruhen statt blinder Hektik

Die Gefahr, das Wesentliche zu verlieren

Im Moment gönnt sich Papst Franziskus eine kleine Auszeit: Er hat weniger Termine und er will mehr lesen, beten und schlafen. Eine gute Idee für Körper, Geist und Seele - nicht nur im sommerlich heißen Rom.

Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 12. Juni 2024 / © Alessandra Tarantino/AP (dpa)
Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 12. Juni 2024 / © Alessandra Tarantino/AP ( dpa )

Papst Franziskus hat vor blindem Aktionismus gewarnt. Viele Menschen in Kirche und Gesellschaft stünden unter der "Diktatur des Handelns" und seien deshalb in der Gefahr, das Wesentliche aus dem Blick zu verlieren, sagte er am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz.

Es sei eine "achlechte Sache", wenn etwa der Enthusiasmus bei der Arbeit, der Glaubensweitergabe oder anderen Aufgaben dazu führe, dass die Menschen sich zu sehr auf Pflichten und Ergebnisse konzentrierten. Dann liefen sie Gefahr, ihre Kräfte zu erschöpfen und in körperliche und geistige Müdigkeit zu verfallen, mahnte Franziskus. Daher solle sich die Gesellschaft, die oft in Eile gefangen sei, aber auch die Kirche und die Seelsorge vor der "Diktatur des Handelns" in Acht nehmen.

"Eltern sollten Zeit für ihre Kinder haben"

Dies gelte auch für Familien, so der Papst weiter: Wenn beispielsweise der Vater das Geld verdienen müsse, sei er oft gezwungen, die Zeit, die er mit seiner Familie verbringen sollte, für die Arbeit zu opfern. "Oft muss er frühmorgens aus dem Haus, wenn die Kinder noch schlafen, und kommt abends nach Hause, wenn sie schon im Bett sind. Das ist eine soziale Ungerechtigkeit", sagte Franziskus. "Denn Papa und Mama sollten Zeit mit ihren Kindern verbringen können, um die Liebe in der Familie wachsen zu lassen und sich nicht in der 'Diktatur des Handelns' zu verlieren", forderte der 87-Jährige.

Eine Frage des Mitgefühls

In der biblischen Geschichte der Speisung der Fünftausend fordere Jesus seine Jünger auf, sich auszuruhen, weil er ihre Erschöpfung spüre. Hier gehe es nicht um Flucht aus der Welt oder einen Rückzug ins persönliche Wohlergehen, sondern um Mitgefühl, betonte Franziskus. "Nur wenn wir lernen auszuruhen, können wir Mitgefühl haben."

Es sei nur dann möglich, die Bedürfnisse anderer mitfühlend zu erfassen, wenn man sich nicht von seinen Pflichten verzehren lasse, «wenn wir wissen, wie wir innehalten und in der Stille der Anbetung die Gnade Gottes empfangen können», so der Papst. Deshalb solle sich jeder im Alltag einen Moment Zeit nehmen und sich nicht in der Hektik verlieren.

Primat des Papstes

Mit dem Begriff Primat des Papstes (lat. primatus - Vorrangstellung) wird die besondere Stellung des Bischofs von Rom bezeichnet. Seit dem dritten Jahrhundert beansprucht er für sich den Vorrang unter den Bischöfen und Patriarchen der christlichen Kirche. 

Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA