In seiner Predigt vor der römischen Lateranbasilika rief Papst Franziskus die Katholiken auf, "den vielen Menschen von heute zu essen zu geben" und das eigene Leben als Zeichen der Liebe Christi für die Welt zu teilen. Traditionell findet nach der Fronleichnamsmesse eine Prozession durch Roms Straßen zur Basilika Santa Maria Maggiore statt. Dabei wird eine Monstranz mit der geweihten Hostie mitgeführt. Der Glaube an die Gegenwart Christi in dem gewandelten Brot ist der Gegenstand des Festes.
Wie in den Vorjahren verzichtete Franziskus auf eine persönliche Teilnahme an der Prozession. Seine Vorgänger waren jeweils vor der Monstranz kniend auf einem umgebauten Pritschenwagen mitgefahren. Jetzt wurde das Allerheiligste, begleitet von zwei Geistlichen, unter einem Baldachin auf der Ladefläche eines GMC Sierra transportiert. Der Pick-up Baujahr 1984, der im vatikanischen Fuhrpark ausschließlich für diesen Zweck bereitgehalten wird, trug das üblicherweise für den Papst reservierte Kennzeichen "SCV 1".
Segen zum Abschluss
Zahlreiche Kardinäle und Bischöfe sowie Bruderschaften in traditionellen Kostümen geleiteten den Zug durch die römische Abenddämmerung. Tausende Gläubige folgten unter Gesängen und Gebeten; viele trugen Kerzen. Auch ein Text der deutschen Mystikerin Gertrud von Helfta (1256-1301/1302) wurde vorgetragen. Franziskus selbst begab sich im Auto zu der zwei Kilometer entfernten Basilika Santa Maria Maggiore und wartete dort das Eintreffen der Prozession ab. Zum Abschluss spendete er seinen Segen.
In seiner Predigt hatte sich Franziskus auf das biblische Wunder der Brotvermehrung bezogen: Jesus habe von den Jüngern verlangt, dass sie "das wenige, was sie hatten, zur Verfügung stellten". Das Speisungswunder ziele nicht darauf ab, den Hunger eines Tages zu stillen. Es gehe vielmehr um ein Zeichen, "was Christus für die Rettung der ganzen Menschheit vollbringen will, indem er sein Fleisch und sein Blut hingibt", so der Papst.
Ähnlich seien Christen nach dem Vorbild Jesu aufgerufen, ihr Leben zu teilen. "Wie viele Mütter, wie viele Väter haben zusammen mit dem täglichen Brot, das auf dem Tisch des Hauses geschnitten wurde, ihr Herz gebrochen und aufgeteilt, um die Kinder wachsen und sich gut entwickeln zu lassen", sagte Franziskus. "Wie viele Christen haben als verantwortungsbewusste Bürger ihr Leben gebrochen und geteilt, um die Würde aller zu verteidigen, besonders die der Ärmsten, der an den Rand Gedrängen und der Diskriminierten." Die Kraft dafür fänden Gläubige in der Eucharistie, in der sich die "Macht der Liebe" Christi mitteile, so der Papst.
Deutschland: Bischöfe erinnern zu Fronleichnam auch an Flüchtlinge
In Deutschland haben an Fronleichnam die katholischen Bischöfe zu Selbstkritik und zugleich zu neuer Freude am Glauben aufgerufen. Auf dem Katholikentag in Leipzig ermunterte der Berliner Erzbischof Heiner Koch die Gottesdienstbesucher dazu, das Leben stärker an Gott auszurichten als an Äußerlichkeit. "Wagen Sie es doch einmal, mit diesem Gott zu leben!", rief er aus. Die Beziehung zu Gott sei "eine große Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen, mit Stunden der Erfüllung und des Hungers nach mehr".
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, mahnte Katholiken zu mehr Selbstkritik. Wenn es um den Missbrauch der Religion gehe, sollten sie nicht nur auf den Islam schauen, sondern auch auf sich selber, sagte er in München. Auch Christen hätten Gott für wirtschaftliche und politische Interessen benutzt.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki forderte eindringlich zu mehr Einsatz für Menschen in Not auf. Beim Gottesdienst auf dem Roncalliplatz neben dem Kölner Dom diente ein sieben Meter langes Flüchtlingsboot aus Malta als Altar. "Wer Menschen im Mittelmeer ertrinken lässt, lässt Gott ertrinken - jeden Tag, tausendfach", sagte der Erzbischof.