Papst-Vertrauter Hollerich kritisiert Gänswein

Eine unehrliche Art, Kirche zu leben

Der Papst-Vertraute und Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich hat Erzbischof Georg Gänswein öffentlich scharf kritisiert. Als Sekretär des Papstes dürfe man nicht selbst die Öffentlichkeit suchen, erklärte Hollerich.

Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Jean-Claude Hollerich / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Dabei ging er vor Journalisten in Rom etwa auf Gänsweins Amt als Privatsekretär von Benedikt XVI. ein, wie italienische Zeitungen am Donnerstag berichteten. Seiner Ansicht nach sei es nicht Joseph Ratzinger selbst gewesen, der nach dem Rücktritt "den Aufruhr verursachte". Vielmehr hätten "andere, die ihm nahe standen", Reden und Briefe verbreitet, "um sie gegen bestimmte Entscheidungen von Franziskus in Stellung zu bringen, die sie nicht teilten". Dies sei eine unehrliche Art, Kirche zu leben, urteilte der Kardinal.

Erzbischof Georg Gänswein / © Michael Kappeler (dpa)
Erzbischof Georg Gänswein / © Michael Kappeler ( dpa )

In den Vordergrund gedrängt

Der Jesuit Hollerich ging auch auf Gänsweins Amt als Protokollchef des Vatikans ein. Nach internen Diskussionen hatte Franziskus den Deutschen 2020 von diesem Posten beurlaubt. Bei der Beerdigung von Benedikt XVI. Anfang Januar empfand Hollerich die Rolle Gänsweins als "Haupttrauernder" nicht angemessen.

Er habe sich in den Vordergrund gedrängt und den Platz des amtierenden Papstes einnehmen wollen - das sei eine sehr ernste Sache, so der Kardinal. Derjenige, der die Kirche repräsentiere, sei der Papst, nicht der Präfekt des Päpstlichen Hauses. "Wer als Sekretär eines Papstes tätig ist, muss immer sein Schatten sein und darf nicht das Rampenlicht suchen", so der Vorwurf des Luxemburgers.

Jean-Claude Hollerich

Kardinal Jean-Claude Hollerich ist seit 2011 Erzbischof im traditionell katholisch geprägten Luxemburg. Am 9. August 1958 im luxemburgischen Differdingen geboren, studierte er Ende der 70er Jahre in Rom Theologie. 1981 trat er in den Jesuitenorden ein und verbrachte in den 80er und 2000er Jahren jeweils mehrere Jahre in Tokio.


Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, / ©  Sven Becker (KNA)
Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, / © Sven Becker ( KNA )
Quelle:
KNA