Dem Eröffnungsgottesdienst am Samstag standen der katholische Münchner Kardinal Reinhard Marx und der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm vor, aus Südafrika war der anglikanische Erzbischof Thabo Makgoba angereist.
Spielleiter Christian Stückl und viele der Mitwirkenden hatten sich zu der Zeremonie eingefunden. Für die musikalische Gestaltung sorgten Chor und Musiker aus dem Ensemble der Passion.
Nicht nur ein Historienspiel
Die Predigt hielten die beiden Geistlichen gemeinsamen. Marx dankte den Oberammergauern für das Engagement, diese "größte Geschichte aller Zeiten" auf die Bühne zu bringen: "Ihr seid ein großes Geschenk für die ganze Welt." Das Passionsspiel ermögliche den Besucherinnen und Besuchern, die Person Jesus von Nazareth kennenzulernen und dann zu entscheiden, das Leben aus seinem Blick zu gestalten.
Bedford-Strohm erklärte, das Spiel vom Leiden und Sterben Jesu sei nicht nur ein "Historienspiel". In diesen Tagen werde damit auch an die "Passion der Menschen" erinnert, die in der Ukraine einen Krieg erlebten. Auch er lobte die Darsteller, die in der Vorbereitung bis an ihre Grenzen gegangen seien und sich mit Herzblut einbrächten. So weckten sie das Interesse an Jesus und ließen sich von seiner Botschaft berühren.
Ehrung für Jubilare
Mit Blick auf dessen Aufruf zu Gewaltverzicht betonte der Landesbischof, dass Waffen niemals gesegnet werden dürften. Zugleich verwies er das Dilemma, wenn Menschen der brutalen Gewalt eines Aggressors schutzlos ausgeliefert seien. In solchen Notsituatioinen müssten sie sich verteidigen können.
Unter großem Applaus des Publikums ehrten im Anschluss Stückl und Bürgermeister Andreas Rödl (CSU) Bürgerinnen und Bürger, die bereits acht-, neun- und zehnmal bei den Passionsspielen mitgewirkt haben. Der Spielleiter selbst bringt es auf acht Einsätze. Möglich wurde dies, weil es Zusatzspiele außerhalb des Zehn-Jahres-Rhythmus gab.
Mehr als 2.000 Mitwirkende
Die 42. Spiele hätten ursprünglich im Mai 2020 beginnen sollen, wurden aber Corona-bedingt um zwei Jahre verschoben. Der Brauch geht auf das Jahr 1633 zurück, als in weiten Teilen Europas die Pest wütete und in Oberammergau 84 Menschen deswegen umkamen. Die Einwohner versprachen daraufhin in einem Gelübde, alle zehn Jahre die Passion aufzuführen, sofern niemand mehr an der Pest stirbt.
Bis 2. Oktober sind 103 Aufführungen angesetzt. Mehr als 2.000 Einwohner wirken beim Spiel vom Leiden und Sterben Jesu mit. Die Passionsspiele gelten als eines der wichtigsten religiösen und kulturellen Ereignisse in Deutschland. 2010 kamen mehr als 500.000 Besucher.