Im Gespräch mit dem römischen Pressedienst "AsiaNews" sagte der Patriarch, in Kuwait seien viele Versprechungen gemacht worden, doch es fehle an konkreten Projekten. Dass man die Geberkonferenz drei Monate vor den Wahlen veranstaltet habe, sei ein Fehler.
Realisierbare Projekte, nicht nur Wiederaufbau
Die Kosten für den Wiederaufbau des Irak nach dem Sieg über die Terrormiliz IS wurden von irakischer Seite in Kuwait auf insgesamt 88 Milliarden US-Dollar (70 Milliarden Euro) beziffert. Die internationale Gemeinschaft sagte rund 30 Milliarden Dollar (24 Milliarden Euro) zu.
Der Irak brauche nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern "Nähe und realisierbare Projekte", betonte der Patriarch. Vor allem aber gehe es um Demokratie, gleiche Bürgerrechte für alle und Sicherheit. Es bestehe die Gefahr, dass die internationalen Hilfsgelder in den Taschen von "korrupten Persönlichkeiten" landen, womöglich gar von Verbündeten der in den Untergrund abgetauchten IS-Zellen.
Korruption bekämpfen
Die Verteilung von Hilfsgeldern nach dem "Gießkannenprinzip" führe zu keinen greifbaren Ergebnissen, so Sako. Für den chaldäischen Patriarchen haben Korruptionsbekämpfung, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Neugestaltung des Bildungswesens Priorität; eine solche Neugestaltung sei die Basis für den Aufbau eines "einigen, solidarischen und friedvollen" Landes.
Scharf kritisierte der Patriarch die Tatsache, dass in Kuwait niemand über die religiösen Minderheiten, vor allem die Christen und die Jesiden, gesprochen habe. Vor der Konferenz hatte US-Vizepräsident Michael Pence angekündigt, Washington werde sich besonders für die Bedürfnisse der Minderheiten einsetzen.
Gerade in den Minderheiten-Gebieten, etwa in der Ebene von Ninive oder im Sindschar-Gebirge, sei der Wiederaufbau der Kleinstädte und Dörfer entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung, betont der Patriarch.