Pfarrhaushälterinnen treffen Kolleginnen zum Ideenaustausch

"Wir sind doch noch sehr lebendig unterwegs"

Ist es wirklich ein aussterbender Beruf? Rund 90 Pfarrhaushälterinnen sind seit Montag in Südtirol unterwegs, um sich mit Kolleginnen aus anderen Ländern auszutauschen. Irmgard Schwermann aus dem Erzbistum Köln ist mit dabei.

Kruzifix an der Wand in der Wohnung eines Pfarrhauses / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kruzifix an der Wand in der Wohnung eines Pfarrhauses / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sind Sie eigentlich nur mit Frauen unterwegs? Oder gibt es auch männliche Kollegen?

 © privat (ak)
© privat ( ak )

Irmgard Schwermann (Pfarrhaushälterin im Bistum Köln und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Haushälterinnen Deutschland): Wir sind jetzt nur mit Frauen und einigen geistlichen Beiräten unterwegs. Wir haben auch männliche Kollegen. Die haben sich aber irgendwie nicht getraut mitzufahren. Obwohl wir sie immer ganz herzlich mit einladen.

DOMRADIO.DE: Sie sind mit einem Bus unterwegs. Wie muss man sich die Stimmung vorstellen? Wird da gesungen und auch schon mal angestoßen? Oder ist alles ruhig?

Schwermann: Wir sind in zwei Bussen unterwegs und wir haben sehr gute Stimmung an Bord. Sekt habe ich jetzt noch nicht so viel gesehen. Wir beten immer erst ein Morgenlob, wenn wir starten. Ich habe das Gefühl, alle sind ganz guter Dinge.

DOMRADIO.DE: Was für Begegnungen machen Sie auf der Reise?

Schwermann: Wir haben uns an einem Abend in der Cusanus Akademie in Brixen mit österreichischen Kolleginnen getroffen, die auch mit einem Bus unterwegs sind. Die Südtiroler Kolleginnen haben uns empfangen. Wir sind über das Jahr immer wieder im kollegialen Austausch durch die Gemeinschaft der europäischen Haushälterinnen. Diese Gemeinschaft hat diese Fahrt auch organisiert.

Irmgard Schwermann

"Selbst wenn wir einen aussterbenden Beruf haben, sind wir doch noch sehr lebendig unterwegs"

DOMRADIO.DE: Sie sind mit vielen Kolleginnen unterwegs. Ansonsten ist der Beruf des Haushälters, der Haushälterin ein aussterbender Beruf in Deutschland. Es gibt immer weniger Pfarrer, die Arbeitsbedingungen sind schwierig. Geht es den Österreicherinnen auch so?

Schwermann: Viele der österreichische Kolleginnen sind bereits in Teilzeit Haushälterin. Wir haben auch immer noch einige, die in den Pfarrhöfen wohnen. Die österreichischen Kolleginnen haben meines Wissens ganz gute Vergütung-Modelle.

In Südtirol hingegen geht es den Kolleginnen finanziell nicht ganz so gut. In Deutschland ist das zweigeteilt. Die süddeutschen Kollegen haben gute Tarifverträge. Nördlich davon müssen die Kolleginnen um bessere Vergütung und bessere Arbeitsverträge kämpfen.

DOMRADIO.DE: Woran liegt das? Also im Süden hat man Tarifverträge, im Norden nicht oder wie kann man sich das vorstellen?

Schwermann: Im Süden, in Bayern, gibt es den Klerusverband. Der ist ein Tarifpartner des Berufsverbandes katholischer Arbeitnehmerinnen in der Hauswirtschaft. Die beiden Verbände können Verträge aushandeln. Aber außerhalb Bayerns haben wir solche Tarifpartner nicht.

Jedes Bistum vergütet ihre Priester auch anders. Im Bundesverband setzen wir uns dafür ein, dass es einheitliche Verträge für ganz Deutschland gibt. Wir setzen aus auch dafür ein, dass die Zuschuss-Regeln vereinheitlicht werden. Das ist ein Anliegen, das uns sehr wichtig ist. Selbst wenn wir einen aussterbenden Beruf haben, sind wir doch noch sehr lebendig unterwegs.

Irmgard Schwermann

"Wenn alle Christen so zufrieden wären wie wir, dann sähe es in der Kirche ein bisschen besser aus"

DOMRADIO.DE: Gucken die Südtiroler neidisch in Richtung Österreich?

Schwermann: Das sind so liebe Frauen, die sind so zufrieden. Ich glaube nicht, dass da irgendjemand neidisch auf die Österreicher schaut. Ich habe kürzlich noch ein Gespräch mit dem Referenten vom Erzbischof gehört. Da hat es geheißen: "Wo ich hingesandt werde, soll ich glücklich leben." Ich glaube, die nehmen es einfach so an.

Alle Frauen hier sind echt zufrieden und arbeiten gerne in ihrem Beruf. Wir freuen uns darüber, einander kennenzulernen. Die Stimmung ist gut. Ich glaube, wenn alle Christen so zufrieden wären wie wir, dann sähe es in der Kirche ein bisschen besser aus.

DOMRADIO.DE: Bis Samstag werden Sie noch unterwegs sein. Was erwarten Sie von dieser Reise?

Schwermann: Es wird noch weitere Begegnungen geben und das bestärkt auch. Dann sind wir nicht mehr so alleine in unseren Gemeinden, weil wir ja auch sehen, wie viele wir doch sind. Wir können zusammen gute Dinge machen.

Ich selber freue mich total, jetzt hier in dieser schönen Gegend zu sein. Ich war noch nie hier. Das alleine nehme ich schon mit. Zudem diese schöne Natur. Wir alle fahren gestärkt nach Hause.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Quelle:
DR