6,6 Prozent, also 164.000 Personen, wollen nur mit mehr Hilfe weiter pflegen, knapp ein Prozent will dies auf keinen Fall länger tun. Das geht aus dem am Donnerstag in Berlin vorgestellten Pflegereport der Krankenkasse Barmer hervor.
Sieben von acht Hauptpflegepersonen (87,5 Prozent) kommen allerdings meistens oder immer gut mit der Pflege zurecht. Für die vom Bremer Gesundheitsökonomen Heinz Rothgang erstellte Studie wurden etwa 1.900 pflegende Angehörige befragt. 1,65 Millionen der pflegenden Angehörigen sind Frauen.
Laut Studie geht nur ein Drittel aller Betroffenen arbeiten, jeder Vierte hat seine Arbeit aufgrund der Pflege reduziert oder ganz aufgeben müssen. Fast 40 Prozent der Befragten erklärten, sie hätten zu wenig Schlaf, 30 Prozent fühlen sich in ihrer Rolle als Pflegende gefangen, und jedem Fünften ist die Pflege eigentlich zu anstrengend.
Starkes Indiz dafür, dass Pflege krank macht
Knapp jeder Fünfte hat zudem Zukunfts- und Existenzängste. Die Pflege von Angehörigen führt laut Studie häufiger zu psychischen Erkrankungen, mündet in Stress oder eine sogenannte Belastungsstörung. Rothgang sieht diese Differenzen als "starkes Indiz" dafür, dass Pflege tatsächlich krank mache.
Nach Einschätzung der Deutschen Stiftung Patientenschutz fehlt in Deutschland eine echte Entlastung für pflegende Angehörige.
Bestehende Angebote reichten nicht aus oder liefen ins Leere. Die Lage sei vor allem für Berufstätige schwierig, erklärte Vorstand Eugen Brysch. "Beruf und Pflege lassen sich nur dann vereinbaren, wenn es für pflegende Angehörige eine staatlich finanzierte Lohnersatzleistung ähnlich dem Elterngeld gibt."
Angehörige würden oft alleine gelassen
Die Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, Verena Bentele, forderte eine bessere und schnellere Beratung für Pflegende. Angehörige würden oft von der Situation überrascht und alleine gelassen. Pflegestützpunkte oder Beratungen zu Hause könnten den Betroffenen helfen, Anträge auszufüllen und Hilfsangebote zu nutzen.
Die Sprecherin für Pflegepolitik der Linken-Fraktion, Pia Zimmermann, kritisierte das aktuelle Pflegesystem. Es fehlten Tausende Plätze in der Kurzzeitpflege, eine unabhängige Beratung und Entlastungsangebote. Die Politik müsse professionelle Kräfte sowie pflegende Angehörige stärker unterstützen.