Ingo Brüggenjürgen (Chefredakteur): Wie lange sind Sie hier schon in Maria Laach?
Pater Philipp Meyer OSB (Kantor der Abtei Maria Laach und Chordirektor der von ihm gegründeten Cappella Lacensis): 18 Jahre.
Brüggenjürgen: Da gehört man zum Inventar, oder?
Pater Philipp: So langsam schon.
Brüggenjürgen: Was sind hier schwerpunktmäßig Ihre Aufgaben?
Pater Philipp: Durch mein Vorleben im Kloster ist das vor allem die ganze Arbeit in der Kirchenmusik, mit unserer "Cappella Lacensis" sowie bei der täglichen Liturgie und der Gregorianik, die wir im Hochamt und in der Vesper singen.
Dann bin ich in Maria Laach für Fundraising zuständig. Dieses ganze Ensemble hier lebt ja aus sich selbst heraus. Wir brauchen eine eigene Finanzierung durch unsere Wirtschaftsbetriebe und durch Spenden. Dafür bin ich mit dem Team Fundraising unterwegs. Wir kriegen keine Kirchensteuern und bekommen auch nichts aus den Staatsleistungen. Wir müssen uns hier wirklich selber erhalten. Das ist eine große Aufgabe, nicht nur für mich allein, sondern für uns alle in der Zukunft.
Dann bin ich für die sozialen Medien mit zuständig. Ich mache eine ganze Menge mit dem Abendgebet auf katholisch.de, mit einer "Predigt to go" auf dem Instagram Account und betreue auch den Instagram Account der Abtei mit geistlichen, spirituellen Inhalten unseres Klosters.
Brüggenjürgen: Welche Rolle nimmt denn das Gebet in Ihrem Leben ein?
Pater Philipp: Es bildet für mich den Rahmen, den ich brauche, um meinen Tag von morgens bis abends zu strukturieren. Ich merke gerade dann, wenn ich draußen unterwegs bin, dass mir das fehlt und dass ich beispielsweise als alleinwohnender Pfarrer im Pfarrhaus aufgeschmissen wäre, dafür selber die Verantwortung zu übernehmen.
Ich stehe dazu, dass ich den Rahmen dieser klösterlichen Gemeinschaft und den Rahmen, den der Heilige Benedikt in seiner Regel setzt, brauche, um das Gebets-Arbeitsleben strukturiert beten zu können.
Dazu kommt natürlich das persönliche Gebet, das persönliche geistliche Leben, was das gemeinschaftliche Gebet ergänzt. Da entsteht sozusagen eine Rückkopplung. Es braucht beides: das persönliche Gebet und das offizielle Gebet für die Kirche, unser stellvertretendes Gebet.
Brüggenjürgen: Es wird viel in Latein gebetet. Ist das für so einen jungen Menschen nicht schwierig?
Pater Philipp: Ich liebe es. Und ich merke, dass auch die jüngeren Mitbrüder genau das eigentlich schätzen und wollen, dass diese große Tradition noch erhalten wird. Wir wollen damit auch eine Einladung an Menschen aussprechen, dass man hier etwas anderes erfährt. Wir laden dazu ein, dass die Leute zum Gebet dazukommen können und mit uns beten.
Aber es hat diesen stellvertretenden Charakter, dass wir als Mönche versprochen haben, hier an diesem Ort für die Kirche, für die Menschen und für die Welt zu beten. Wir machen das in unserer Tradition.
Brüggenjürgen: Ich bin auf meiner Pilgertour dabei, die Spuren, die alten Traditionen, aber auch die Herausforderung zu sehen. Vor welchen Herausforderungen steht Maria Laach?
Pater Philipp: Das ist meinem Empfinden nach vor allem die Herausforderung, dass wir mit gutem Nachwuchs in die Zukunft gehen. Wir wollen die Verantwortung, die wir jungen Mitbrüder haben und die wir von den Alten übertragen bekommen haben, selber in die Zukunft führen. Wir wollen es schaffen, mit neuen, jungen Brüdern an diesem Ort hier ein geistliches, ein spirituelles Zentrum zu sein.
Dann haben wir zweifelsohne aktuell große wirtschaftliche Herausforderungen. Die Corona-Krise hat auch hier ihre Spuren hinterlassen. Die Wirtschaftsbetriebe müssen gut laufen, um dieses riesige Areal zu halten. Intern wird gesagt, dass auf jeden von uns 24 Mönchen 1.500 Quadratmeter Dachfläche kommen. Die müssen natürlich erhalten bleiben.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen sind für uns wie für viele in unserer Gesellschaft, für viele Unternehmen und für viele Betriebe enorm. Da müssen wir schon echt reinklotzen, damit es positiv in die Zukunft gehen kann und dieses große Areal, zu dem wir uns entschieden haben, als Gemeinschaft auch erhalten bleiben kann.
Brüggenjürgen: Viele Klöster in Deutschland haben Schwierigkeiten mit dem Nachwuchs. Was ist notwendig, damit die Klöster diese jahrhundertealte Tradition in die Zukunft bringen können?
Pater Philipp: Das authentische geistliche Leben muss erhalten bleiben. Ein Beispiel für uns Benediktiner ist das Gelübde unserer Stabilität. Ich sage, dass hier meine Lebensmitte ist, hier hat mich Gott her berufen und an diesem Ort will ich mit allen Höhen und Tiefen, die der Alltag so mit sich bringt, mit meinem Charakter, mit meinem tiefen Innenleben, aber auch mit äußeren Schwierigkeiten mein Leben bestreiten.
Das alles will ich in einer brüderlichen Gemeinschaft tun und nicht als als "One Man Show", nicht irgendwie für mich alleine, sondern eingebunden in einen geistlichen Kontext einer geistlichen Gemeinschaft, wo Brüderlichkeit heute natürlich einen anderen Stellenwert hat und anders gelebt wird, als das vor 30 oder 50 oder 100 Jahren gewesen ist.
Damit können wir punkten, dass wir uns als brüderliche Gemeinschaft, als geistliche Gemeinschaft immer wieder den Herausforderungen stellen, vor denen wir als Menschen stehen, die miteinander wohnen, aber auch vor der die Kirche und die Gesellschaft stehen.