"Pilgern live" zu Gast in Kloster Ettal

Kloster als "kleiner Mosaikstein gegen diese Krise"

"Pilgern Live" ist zu Besuch im Kloster Ettal. Abt Barnabas verrät, wie die idyllische Lage in den Bergen und das aktive Engagement der Benediktiner das Kloster zu einem einzigartigen Ort der Begegnung und des Glaubens machen.

Kloster Ettal / © Renardo Schlegelmilch (DR)
Kloster Ettal / © Renardo Schlegelmilch ( DR )

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DOMRADIO.DE: Das Kloster Ettal ist weit über die Grenzen hinaus bekannt. Warum ist das wohl so? 

Abt Barnabas Bögle OSB: Das ist einerseits die wunderbare geografische Lage. Unser Kloster hat ja nicht nur eine Klostermauer, innen eine Klausur, sondern sozusagen eine natürliche Klausur durch die Berge, die das Kloster wirklich umgeben. Es ist fast das Zitat eines Psalms: "So wie Berge Jerusalem umgeben, so umgibt der Herr die Menschen. Umgibt er Israel mit seiner Huld", heißt es im Psalm. 

DOMRADIO.DE: Jetzt sind die Benediktiner aber hier nicht welche, die sich nur hinter die Klostermauern zurückziehen, sondern Sie haben auch eine Botschaft. 

Abt Barnabas: Bereits im 14. Jahrhundert sind Menschen hierher gekommen. Vor unserer Kirche gibt es einen großen, nahezu 100 mal 100 Meter großen Innenhof. Der ist für die Begegnung mit Menschen gebaut, für die Aufnahme von Gästen, für die Begrüßung von Pilgern, die kommen, um das Gnadenbild zu verehren, um vor der Gottesmutter ihre Nöte und Sorgen abzulegen.

Und schon sehr früh hatte unser Kloster auch eine Schule, die im 18. Jahrhundert eine namhafte Schule war. Und dazu kam immer auch die Seelsorge in der Umgebung, also nicht nur für die Pfarrei Ettal, sondern auch im ganzen Dekanat und darüber hinaus. 

Abt Barnabas

"Geht zu allen Völkern, lehrt sie und tauft sie. Das ist unser Auftrag."

DOMRADIO.DE: Was macht darüber hinaus Ihr Kloster aus?

Abt Barnabas: Wir sind Mönche einerseits, aber wir verstehen uns immer auch mit einem apostolischen Auftrag, den wir letztendlich von Jesus haben: Geht zu allen Völkern, lehrt sie und tauft sie. Das ist unser Auftrag. Also Schule, Wallfahrer ... dazu kommen heute in einer ganz großen Anzahl Touristen, die vielfach von Religion gar keine Ahnung haben, in deren Leben Gott - zumindest gedacht - nicht vorkommt. 

Wenn wir denen zumindest vermitteln, dass es Gott gibt, dass wir Gott suchen in einer Welt, in der er gar nicht vermisst wird, dann ist das schon eine ganz, ganz wichtige Aufgabe, die wir erfüllen. 

DOMRADIO.DE: Jetzt merkt man durch Ihre ganze Art, durch Ihre wirtschaftlichen Betriebe, durch Ihr Engagement: Sie sind mitten auch in der Welt. Sie kriegen auch mit, wahrscheinlich, dass es eine Krise gibt, gegenwärtig nicht nur in der Gesamtgesellschaft, sondern auch innerhalb der Kirche. Was können Klöster, was können Mönche mit ihrem Ordensleben dem entgegensetzen? 

Abt Barnabas: Klöster können immer ein Beispiel sein, wie Christsein überhaupt geht: Leben in Gemeinschaft, mehrere Generationen unter einem Dach, orientiert am Evangelium, Leben aus den Sakramenten. 

Wenn wir Menschen einladen, mit uns dieses Leben zu teilen, als Gäste, die in die Klausur kommen, die unsere Schule besuchen, die unsere Kirche besichtigen, vielleicht aus rein kunsthistorischem, touristischem Interesse, und sie bekommen davon etwas mit, dann wirken wir mit einem kleinen Mosaikstein gegen diese Krise. Da bin ich hundertprozentig überzeugt. 

DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie sich ganz speziell für Ettal und für die Zukunft? 

Abt Barnabas: Ich wünsche mir für die Zukunft unseres Klosters, dass auch in Zukunft mutige, gottsuchende Männer kommen, die sich uns anschließen, Gebet und Arbeit zu verbinden und letztendlich das tun, was die Maxime der Benediktsregel ist, damit in allem Gott verherrlicht wird. Und zwar in allem, auch in unserer Arbeit, auch an der Teilhabe an den Sorgen der Menschen in dieser Welt und in unserer Gesellschaft. 

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.

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Ingo Brüggenjürgen geht auf Tour (DR)
Ingo Brüggenjürgen geht auf Tour / ( DR )
Quelle:
DR