Vor 150 Jahren wurde die Heilige Elisabeth Hesselblad geboren

Pionierin der Ökumene und "Gerechte unter den Völkern"

Früh war Elisabeth Hesselblad offen für andere Länder und Religionen. Als Protestantin in Schweden geboren, konvertierte sie in den USA zum katholischen Glauben und gründete in Rom einen Reformzweig des Birgittenordens. 

Autor/in:
Anselm Verbeek
Maria Elisabeth Hesselblad (KNA)
Maria Elisabeth Hesselblad / ( KNA )

Ein neunminütiger Film über die Sozialarbeit einer unscheinbaren Nonne und ihrer Mitschwestern in einem römischen Kloster - das klingt wenig aufregend. Dennoch hat es „Santa Brigida“ aus dem Jahr 1952 in sich. Der Film zeichnet das Leben der schwedischen Ordensgründerin Elisabeth Hesselblad nach.

Der Regisseur: kein Geringerer als Roberto Rossellini, in den Hauptrollen die schwedische Filmikone Ingrid Bergman als Helferin der Ordensschwestern - und Hesselblad höchstpersönlich. Die damals 82-jährige Birgitten-Schwester erinnert sich: „Vor jetzt fast 50 Jahren kam ich nach Rom, um zu sterben. Aber in seiner Güte gab mir der Herr Kraft und Gesundheit wieder“.

Heilige und "Gerechte unter den Völkern"

Hesselblad, die vor 150 Jahren, am 4. Juni 1870, im schwedischen Faglavik geboren wurde, sollte noch viel Kraft haben. Zu filmischen Ehren kam die Ordensfrau nicht nur, weil sie eine Pionierin in der Ökumene war. Hesselblad wird in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem auch als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. 2016 - insgesamt 59 Jahre nach ihrem Tod im Alter von 86 Jahren - wurde sie von Papst Franziskus heilig gesprochen, als erste schwedische Heilige nach der Reformation.

In Rosselinis Kurzfilm wird unter anderem die Sozialarbeit nachgestellt, die Hesselblad und ihre Mitschwestern während des Zweiten Weltkriegs und der Folgejahre in Italien leisteten. Eine Szene spielt auf der Dachterrasse der Casa di Santa Brigida, dem Haus der heiligen Brigitta in Rom. Zu sehen sind die Ordensfrau und weitere Schwestern, wie sie Berge von Wäsche waschen und flicken sowie Tausende von Kleiderbündeln sortieren, die aus ihrer kriegsverschonten Heimat Schweden eingingen. Das Haus an der Piazza Farnese wurde zum Verteilerzentrum von Kleidung und Nahrung für Bedürftige und eine Fluchtburg, lange bevor deutsche Truppen im September 1943 Rom besetzten.

Birgitten verstecken über 60 Juden im Mutterhaus

Nachdem die Faschisten in Italien an die Macht gekommen waren, wurden die Ordensfrauen um Hesselblad regelmäßig von der Polizei kontrolliert. Extrem brenzlig wurde die Situation für das Birgittenkloster wie für rund 150 weitere kirchliche Institutionen während der deutschen Besatzung, als Hitler die „Liquidation“ der römischen Juden anordnete. Auf Schabbat am 16. Oktober 1943 wurden sie in einer Razzia verhaftet.

Kirchen boten zahlreichen Verfolgten Asyl. Schätzungen zufolge rettete das Kirchenasyl mehr als 4.500 „Nicht-Arier“. Allein im Mutterhaus der Birgitten fanden über 60 Juden Zuflucht.

Die Frage nach der "wahren Herde"

Dass Hesselblad einmal katholische Ordensfrau werden und später einen eigenen Ordenszweig gründen sollte, war nicht abzusehen. Sie war als fünftes von 13 Kindern einer lutherischen Familie aufgewachsen. Bereits früh begann sie, sich für unterschiedliche christliche Bekenntnisse zu interessieren und für die Frage, welche die „wahre Herde“ sei.

Im Alter von 17 wanderte Hesselblad nach Amerika aus. An einem New Yorker Hospital ließ sie sich zur Krankenschwester ausbilden. Im Melting Pot am East River lernte sie viele Religionen kennen, protestantische Vorurteile schmolzen dahin. Am Bett erkrankter Katholiken spürte sie die Kraft, die diese aus einer ganz besonderen „Perlenkette“, dem Rosenkranz, zogen.

Nach 20 Jahren Glaubenssuche erkannte Hesselblad: Es gibt keine perfekte Kirchengemeinschaft. Dennoch fühlte sich die selbstbewusste Krankenschwester der katholischen Kirche nahe und nahm diesen Glauben an.

1904 siedelte sie nach Rom über. Ihr Ziel: dem Birgittenorden in Rom ein Zentrum zu schaffen und ihn in Schweden wieder heimisch zu machen. Die Casa di Santa Brigida war, Hesselblad zufolge, ein Traum ihrer Kindheit. Die heilige Birgitta, Gründerin des Erlöserordens, ist in Schweden eine Nationalheilige.

Ein erfüllter Traum

Mit jungen Frauen aus England gründete Hesselblad 1911 einen neuen Zweig des Ordens der heiligen Birgitta. Hesselblad stand als Oberin des reformierten Ordenszweigs der heiligen Birgitta an der Spitze der Gemeinschaft.

Ein Traum erfüllte sich für Hesselblad, als ihr Orden die Casa di Santa Brigida erwarb - das römische Mutterkloster mit Ausstrahlung für die Ökumene, den Frieden der Religionen und Völker in der Welt.


Quelle:
KNA