Polens Bischöfe kritisieren Antiklerikale

"Hass-Ideologie"

Polens katholische Kirche kritisiert die neu ins Parlament gewählte antiklerikale "Palikot-Bewegung" scharf: Die Protestpartei wolle mit ihrem Kampf gegen das Kreuz eine "Ideologie des Hasses" durchsetzen, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik.

 (DR)

Das Kreuz sei unbequem, weil Jesus am Kreuz seinen Feinden vergeben habe. Wer das christliche Symbol aus der Öffentlichkeit verbannen wolle, stelle sich gegen diese Feindesliebe und wolle stattdessen eine "Ideologie des Hasses", so Michalik zum Abschluss der Vollversammlung der Bischofskonferenz. Der Kampf gegen das Kreuz werde keinen Erfolg haben, sondern das Verantwortungsgefühl der Christen stärken, zeigte er sich überzeugt.



Die "Palikot-Bewegung" hatte bei den Parlamentswahlen vor einer Woche zehn Prozent der Wähler hinter sich gebracht und wurde damit zur drittstärksten Kraft noch vor den Sozialdemokraten. Sie fordert einen streng laizistischen Staat. Als erstes will sie die Entfernung des Kreuzes aus dem Sitzungssaal des Parlaments beantragen. "Das Kreuz ist kein nationales Symbol", betont ihr Vorsitzender Janusz Palikot.



Der Danziger Erzbischof Slawoj Leszek Glodz verglich die Positionen der antiklerikalen Partei mit denen der ehemaligen kommunistischen Machthaber in Polen. Er sprach von einem "eigenartigen Rückfall" in die Zeit "nach 1945".



Zuvor hatten bereits Staatspräsident Bronislaw Komorowski und Ministerpräsident Donald Tusk das Kreuz im Parlament verteidigt. Die Präsenz des Kruzifixes im Sitzungssaal sei eine "polnische Tradition" und ein "polnischer Brauch", so Komorowski. Keine Partei dürfe das christliche Symbol für politische Kampagnen instrumentalisieren. Dies schade Polen.



Notwendigkeit der Neuevangelisierung

Die Bischöfe betonten bei ihrer Vollversammlung die Notwendigkeit der Neuevangelisierung in Polen. Sie setzten dazu ein neues Gremium ein, das vom Krakauer Weihbischof Grzegorz Rys (47) geleitet wird. Dem Gremium gehören Vertreter von mehreren geistlichen Bewegungen wie der Gemeinschaft des Neokatechumenalen Weges an.



Die Bischöfe genehmigten zudem ein gemeinsames Dokument mit dem Polnischen Ökumenischen Rat über die christliche Erziehung von Kindern, deren Eltern verschiedenen Kirchen angehören. Darin heißt es, beide Ehepartner hätten das "gleiche Recht und die gleiche Pflicht", die Kinder nach den Vorstellungen ihrer jeweiligen Kirche zu erziehen. Das Dokument, an dem zehn Jahre gearbeitet wurde, gilt als Meilenstein in den Beziehungen zwischen den Kirchen in Polen. Es muss noch vom Vatikan gebilligt werden.



Wichtigste Personalentscheidung der Vollversammlung war die Wahl von Weihbischof Wojciech Polak (46) zum neuen Generalsekretär der Bischofskonferenz. Polak, seit 2003 Weihbischof im westpolnischen Gniezno (Gnesen), tritt die Nachfolge von Stanislaw Budzik (59) an, der nach seiner Berufung zum Erzbischof im ostpolnischen Lublin im September das Amt niedergelegt hatte. Polak koordiniert bereits seit 2006 als Vorsitzender des "European Vocations Service" die Bemühungen um geistliche Berufe.