„Jesus sah zu, wie die Leute Geld in den Opferkasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein. Er rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hinein-geworfen als alle andern. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hineingeworfen; …“ (Mk 12,41 ff.)
Impuls zum Evangelium Mk 12,38-44
Hier die Schriftgelehrten, da die Witwe. Hier die Vornehmen, da die Bedeutungslose. Hier die Reichen, da die Arme. Im Prinzip ist es für alle klar, dass Jesus auf der Seite der Witwen, der Bedeutungslosen und der Armen steht. Uns ist das klar. Wir wissen es, weil es so selbstverständlich zum Glauben gehört, dass eine andere Haltung unvorstellbar wäre.
So selbstverständlich war es nicht immer. Jesus rief die Seinen eigens zu sich, um ihnen die Witwe mit ihren beiden kleinen Münzen zu zeigen. Sie macht nichts her im Vergleich zu den gut gekleideten und weltgewandten Schriftgelehrten. Sie trägt nichts zum Bestand des Tempels bei, während die Schriftgelehrten mit ihren Gaben dafür sorgen, dass der Bestand der Gemeinde gesichert bleibt. Jesus musste die Jünger erst daran erinnern, dass Gott die Witwen und Waisen liebt. Er wies sie darauf hin, dass die Witwe mehr getan hat als die anderen.
Sein Lob der Witwe erinnert an die Perspektive Gottes, die Israel von den ersten Tagen an vor Augen hatte: Die scheinbaren Verlierer sind wichtiger für das Ganze des Lebens als die strahlenden Gewinner. Diese Lektion ist schwer zu begreifen und noch schwerer zu beherzigen. Aber durch Jesus ist sie aus unseren Köpfen und Herzen nicht mehr wegzudenken.
Katharina Wiefel-Jenner. Aus: TeDeum – Das Stundengebet im Alltag, November 2024, www.tedeum-beten.de