Mit einem Gottesdienst auf dem Museumsschiff "Wal" in Bremerhaven hat das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis am Sonntag seine bundesweite Pfingstaktion eröffnet.
Das Motto lautet: "Sie fehlen. Immer. Irgendwo. Arbeitsmigration aus Osteuropa". An Pfingsten ruft das Hilfswerk bundesweit in allen katholischen Gottesdiensten zu Spenden auf.
Bischof Wilmer kritisiert oft schlechte Arbeitsbedingungen
In seiner Predigt verwies der Hildesheimer katholische Bischof Heiner Wilmer auf die vielfach schlechten Lebensbedingungen osteuropäischer Arbeiterinnen und Arbeiter in Deutschland.
In der Fleischindustrie, den Schlachthöfen, der Landwirtschaft, beim Spargelstechen, bei privaten Pflegekräften oder bei den Fernfahrerinnen und Fernfahrern gebe es Ausbeutung und große Ungerechtigkeiten.
Christen sollen sich für politische Reformen einsetzen
Christen müssten dafür sorgen, dass sich ihre Situation verbessert: durch politische Reformen in der Gesetzgebung, aber auch durch eine gerechte Entlohnung und bessere Arbeitsbedingungen. "Es geht um Gerechtigkeit. Es geht um Würde. Es geht um Hoffnung", sagte Wilmer.
"Wir alle können unseren Beitrag dazu leisten, dass es den Menschen, die aus Osteuropa hierherkommen, um hier in Deutschland zu arbeiten, besser geht."
Auswanderung sorgt in Ost- und Mitteleuropa für große Schäden
Zuvor hatte Renovabis-Geschäftsführer Thomas Schwartz auch auf die Auswirkungen der Arbeitsmigration für die Herkunftsländer hingewiesen. "Es darf nicht sein, dass Länder wie Albanien und Kosovo die Ausbildungskosten tragen, doch die Arbeitskraft dann nur den westlichen, wirtschaftsstarken Ländern zugute kommt", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Die Abwanderung von Arbeitskräften sorge in vielen Staaten Ost- und Mitteleuropas für einen großen gesellschaftlichen Schaden. Der Theologe verwies auf das Beispiel Rumäniens. Rund 50 Prozent aller dort in den vergangenen 20 Jahren ausgebildeten Ärzte seien nach Westeuropa und vor allem nach Deutschland gekommen. Für die Ausbildungskosten erhalte das Land jedoch nichts zurück.
Arbeitsmigration oft eine einseitige Verlust- und Gewinnrechnung
"Das ist eine sehr einseitige Verlust- und Gewinnrechnung, wobei wir die Gewinner sind." Um die Arbeitsmigration einzudämmen, unterstützt das Hilfswerk unter anderem Start-Ups auf dem Balkan.
In Deutschland setzt es sich dafür ein, dass Arbeitsmigranten fair entlohnt und menschenwürdig behandelt werden. Renovabis wurde vor 30 Jahren als "Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa" gegründet.
Seit 1993 Projekte mit mehr als 842 Millionen Euro unterstützt
Es ist in 29 ehemals kommunistischen Ländern aktiv. Nach eigenen Angaben wurden seit 1993 knapp 26.000 Projekte mit mehr als 842 Millionen Euro unterstützt. Im Mittelpunkt der Förderung standen bisher kirchliche und zivilgesellschaftliche Projekte wie der Bau von Schulen und Pfarrheimen.
Seit Beginn des russischen Angriffs leistet Renovabis in der Ukraine auch Nothilfe. Unterstützt wird etwa die Verteilung von Lebensmitteln und Notstromaggregaten sowie die psychologische Betreuung kriegstraumatisierter Kinder.