DOMRADIO.DE: Nachdem im vergangenen Jahr die Kölner Innenstadtgemeinden miteinander verbunden wurden, ohne dass ihre eigenständige Gemeindestruktur aufgebrochen wurde, geht man jetzt einen Schritt weiter. Man plant nämlich gemeinsam die Zukunft. Gläubige, Ehrenamtler der Gemeinden, Priester, Mitarbeiter in der Pastoral, also jeder, der sich irgendwie zur Kirche in der Innenstadt Kölns zugehörig fühlt, ist eingeladen zu einem Konvent. Was ist ein Konvent?
Pfarrer Dr. Dominik Meiering: Wir wollen mal alle Leute zusammenrufen und miteinander überlegen, wie wir denn aus dem Kleinklein herauskommen. Wir haben ja fantastische 26 Kirchen in der Kölner Innenstadt mit tollen Schwerpunkten und tollen Profilen. Aber wir haben natürlich auch Kirche, die hier und da eingeschlafen oder abgebrochen ist. Darüber miteinander ins Gespräch zu kommen und Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln, dazu dient dieser Konvent und dazu ist jeder eingeladen, der Lust hat mitzudenken.
DOMRADIO.DE: Haben Sie eine konkrete Idee, was diese Perspektiven sein könnten?
Meiering: Es gibt Tausende von Ideen! Aus diesen vielen Ideen wollen wir eine Handvoll herausholen, die man weiterverfolgen sollte. Es gibt natürlich ganz kraftvolle Orte: St. Agnes oder St. Severin, das sind klassische Pfarrfamilien, so wie wir sie früher gekannt haben. Dann gibt es Orte wie zum Beispiel Maria in der Kupfergasse, einen Wallfahrtsort zur Schwarzen Mutter Gottes. Da kommen diejenigen hin, die gerne wallfahren, die die Gottesmutter mögen und die alten Lieder gerne singen.
Dann haben wir die Kunststation St. Peter, da sind die kunstinteressierten Leute. Es gibt schon sehr profilierte Orte, aber an anderen Orten fehlen noch Ideen, da fehlt Lebendigkeit. Und es soll nicht einfach jeder Kirchort nur noch für sich selbst denken. Wir müssen schauen, welcher Ort im Konzert aller Kirchen in der Kölner Innenstadt welches Instrument spielen kann. Da geht es ja nicht nur um die Kirchen, sondern es geht ja um viele andere Dinge. Schulen, Kindergärten, Einrichtungen der Caritas und vieles mehr. Es geht um Menschen. Sie alle müssen miteinander ins Gespräch kommen.
DOMRADIO.DE: Es gibt ja schon umgesetzte Ideen in vielen Gemeinden. Zum Beispiel die Gemeinde Herz Jesu. Das gibt es gemeinsame Frühstücke, Workshops und besondere Gottesdienste. Da wird versucht, die Menschen wieder für Kirche zu begeistern.
Meiering: Genau, es geht darum, auch mal Dinge auszuprobieren und zu experimentieren. Das ist ja auch die Aufforderung von Kardinal Woelki: Habt Mut, auch mal Dinge anzufangen, auszuprobieren und zu schauen, was denn da passiert: Es ist in der Tat interessant, dass bei manchen dieser Ausprobieraktionen neue Menschen ansprechbar werden. Wir müssen ja den Blick nach außen hinbekommen. Das meint ja der etwas schwer verständliche Begriff des Sendungsraums. Wir sind nicht nur für uns selbst da! Manchmal sagt man ja: Manche Gemeinden sind wie eine Thermoskanne, nach innen schön warm, nach außen aber ohne Ausstrahlung. Wie kriegen wir das also hin, nach außen auszustrahlen, Menschen einzuladen, irgendwie wieder neu noch mehr und für Glauben und für Christus zu interessieren und zu begeistern?
DOMRADIO.DE: Viele ältere Menschen haben aber auch Angst, ihre alte Struktur zu verlieren, wenn sich alles verändert.
Meiering: Das kann ich voll verstehen. Das sind Leute, die sind da groß geworden, sind da alt geworden. Sie sind da zur Erstkommunion gegangen, verheiratet worden, haben ihre Kinder taufen lassen. Das heißt, es gibt Orte, die sind Menschen nahe gekommen. Es gibt also durchaus Leute, denen das alles zu schnell geht. Sie brauchen eine Zeit zum Trauern, sie müssen auch Abschied nehmen können von den Dingen. Anderen geht es dagegen viel zu langsam. Die wollen etwas auf die Beine stellen und haben nichts, dem sie nachtrauern. Die wollen schnell loslegen. Meine schöne Aufgabe ist es nun, beide Seiten zusammenzubringen. Die haben ja beide recht! Wir müssen also ins Gespräch kommen miteinander und gemeinsam nach vorne blicken. Wir wollen positiv konstruktiv miteinander überlegen, was gehen kann.
Das Interview führte Verena Tröster.