Vielen sei nicht klar, dass bei der Weltnaturkonferenz im kanadischen Montreal derzeit "ein sogenannter Globaler Rahmen für Biodiversität und damit das Überleben der Menschheit verhandelt" werde.
Zudem seien vier von neun planetaren Belastungsgrenzen bereits überschritten, beklagte Jüsten: "die Grenzen der CO2-Konzentration in der Atmosphäre, des jährlichen Verlustes an Artenvielfalt, der biogeochemischen Kreisläufe von Phosphor- und Stickstoff und des Umfangs von Landnutzungsänderungen". Auf diese Weise werde der Planet unbewohnbar. "Schlimmer noch: Wir töten Gottes Schöpfung."
Die Krisen seien miteinander verknüpft, so der Kirchenvertreter: Ohne eine Begrenzung der globalen Durchschnittstemperatur "werden wir das Artensterben nicht aufhalten und den Kollaps vieler Ökosysteme nicht verhindern". Derzeit zeige sich eine "resignierende Akzeptanz einer Erderwärmung", die problematisch sei, weil sich die möglichen "zerstörerischen Kettenreaktionen" noch gar nicht ermessen ließen.
Beratungen nur auf Ministerebene
Insbesondere die in ihrem Lebensraum betroffenen indigenen Völker müssten bei künftigen Beschlüssen und Vereinbarungen nicht nur einbezogen werden, forderte Jüsten. Vielmehr müssten ihre Rechte, "insbesondere ihre Eigentums- und Nutzungsrechte und ihr Recht auf Entwicklung, bei der Ausgestaltung dieser Maßnahmen Berücksichtigung finden". Auch gelte es, neue Formen der Ausbeutung des Globalen Südens, etwa im digitalen Bereich, unbedingt zu verhindern.
Die Weltnaturkonferenz tagt noch bis Montag. Bei der Versammlung wird eine internationale Vereinbarung mit Zielen für den Erhalt biologischer Vielfalt angestrebt. Anders als bei den Weltklimakonferenzen ist die Teilnahme von Staats- und Regierungschefs an dem Treffen, das unter chinesischer Präsidentschaft steht, nicht vorgesehen. Lediglich Kanadas Premier Justin Trudeau (in Präsenz) und Chinas Staatschef Xi Jinping (per Video) hielten Eröffnungsreden. Die Beratungen finden aber auf Ministerebene statt.