Präses Latzel hält Kirche bei Missbrauch in Verantwortung

"Mut zur Selbstkritik"

Präses Thorsten Latzel hat die besondere Verantwortung von Kirche bei sexuellem Missbrauch betont - "auch wenn sexualisierte Gewalt ein gesamtgesellschaftliches Thema ist". Bei der Aufarbeitung müsse es um die Betroffenen gehen.

Präses Thorsten Latzel während der Präsentation eines Jahresberichts. / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Präses Thorsten Latzel während der Präsentation eines Jahresberichts. / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Die Sorge um das Ansehen von Institutionen und Personen habe früher zu oft im Vordergrund gestanden, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland der "Kölnischen Rundschau" (Mittwoch).

"Die Menschen haben schlicht ein Recht, dass wahr und ernst genommen wird, was sie erfahren mussten", unterstrich er. "Vertrauen schafft man dabei nur mit Ehrlichkeit, Transparenz und dem
Mut zur Selbstkritik."

Rund 80 Prozent glauben Reformen gehen in richtige Richtung

Mit Blick auf die Mitte November veröffentlichte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung verwies Latzel auf die Einschätzung nahezu aller Befragten, dass beide großen Kirchen vor der Aufgabe stünden, "sich grundlegend zu verändern". "Bei den evangelischen Kirchenmitgliedern sind erfreulicherweise rund 80
Prozent der Überzeugung, dass die Reformen der letzten Jahre in die richtige Richtung gehen", sagte der evangelische Theologe.

"Zugleich gibt es hohe Erwartungen an die Kirche, auch bei Konfessionslosen." Dazu zähle etwa der weitere Einsatz für Bedürftige, Geflüchtete und Menschen in Not. Kirche sei einer der Orte, wo Menschen vertrauen, hoffen und helfen lernten.

Kirchenbindung und Religiosität schwinden schneller 

Die Ergebnisse der sechsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) waren im Rahmen der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Ulm waren vorgestellt worden. Demnach schwinden Kirchenbindung und Religiosität der Deutschen schneller als bislang erwartet.

Nach derzeitigem Trend werde der Anteil der christlich-konfessionell gebundenen Menschen in Deutschland schon im nächsten Jahr unter 50 Prozent sinken, heißt es. Seit 1972 hat die evangelische Kirche etwa alle zehn Jahre die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung beauftragt. Für die sechste Auflage wurden mehr als 5.000 Menschen befragt. 

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Quelle:
epd