Psalmen in ostfriesisches Plattdeutsch übersetzt

Vorstellung von "De Psalmen"

Die Evangelisch-reformierte Kirche hat alle 150 Psalmen in ein zeitgemäßes ostfriesisches Plattdeutsch übertragen. Die moderne Übersetzung verleiht den alten Texten neue Lebendigkeit und macht sie für heutige Leser verständlich.

Der frühere Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Jann Schmidt, hat am Montag in Leer seine Übersetzung der biblischen Psalmen vorgestellt. / © epd-bild/Joerg Nielsen (epd)
Der frühere Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Jann Schmidt, hat am Montag in Leer seine Übersetzung der biblischen Psalmen vorgestellt. / © epd-bild/Joerg Nielsen ( epd )

Die Evangelisch-reformierte Kirche hat alle 150 Psalmen der Bibel in einem zeitgemäßen ostfriesischen Plattdeutsch veröffentlicht. Zwar gebe es bereits ältere Übertragungen ins Plattdeutsche, doch habe sich die Sprache weiterentwickelt, sagte der frühere reformierte Kirchenpräsident Jann Schmidt am Freitag bei der Vorstellung des Buches "De Psalmen" in Leer. Ein Jahr lang habe er zusammen mit einer Arbeitsgruppe ostfriesischer Pastorinnen und Pastoren sowie Expertinnen des Plattdeutschen um eine verständliche Sprache gerungen.

Es sei herausfordernd gewesen, vertraute Texte in eine moderne Form zu übertragen, schilderte der Ostfriese Schmidt. Er selbst bezeichnet das Plattdeutsche als seine Muttersprache. Als Beispiel nannte er den wohl bekanntesten aller Psalmen, den Psalm 23 (Der Herr ist mein Hirte): Darin heißt in der hochdeutschen Übersetzung Martin Luthers (1483-1546): "Er erquickt meine Seele." In älteren Übersetzungen wurde daraus "He verquickt mien Seel". Das allerdings verstünden die Menschen heute nicht mehr, gab Schmidt zu bedenken. Er habe daher die Übersetzung "He gifft mien Seel neei Kracht" (Er gibt meiner Seele neue Kraft) gewählt.

Luthers Sprache neu aufgesetzt

Die frühere Leiterin des Plattdeutsch-Büros der Ostfriesischen Landschaft und Lektorin des Buches, Cornelia Naht, lobte Schmidts Übersetzungen. Er habe mit viel Feingefühl Luthers sperrige Sprache mit vielen Hauptwörtern mithilfe von Verben neu formuliert, ohne den Texten ihre Kraft zu nehmen. Während viele moderne Bibelübersetzungen mit zahlreichen Erläuterungen ausgestattet seien, "sind Schmidts Texte selbsterklärend".

Martin Luthers Bibelübersetzung

Martin Luther (1483-1546) hat das Neue Testament zwischen dem 18. Dezember 1521 und dem 1. März 1522 auf der Wartburg bei Eisenach ins Deutsche übertragen. Dort lebte er seit Mai 1521 versteckt unter dem Schutz des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen. Denn Luther war vogelfrei, der Kaiser hatte die Reichsacht über ihn verhängt, weil er auf dem Reichstag in Worms seine Thesen nicht widerrufen hatte.

Lutherdenkmal auf dem Marktplatz von Wittenberg / © Martin Jehnichen (KNA)
Lutherdenkmal auf dem Marktplatz von Wittenberg / © Martin Jehnichen ( KNA )
Quelle:
epd