Evangelischer Pfarrer stellt fränkische Bibelübersetzung vor

"Ein Genuss"

Zu den über dreitausend Bibelübersetzungen kommt noch eine dazu: das "Neue Tesdamend" in mittelfränkischem Dialekt. Auf über 500 Seiten haben Ehrenamtliche unter Leitung von Pfarrer Claus Ebeling die Bibel übersetzt.

Autor/in:
Carsten Döpp
Die Mundart-Bibel auf Fränkisch, "Die Fränggische Bibl - Des Neue Tesdamend" / © Daniel Karmann (dpa)
Die Mundart-Bibel auf Fränkisch, "Die Fränggische Bibl - Des Neue Tesdamend" / © Daniel Karmann ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie haben zusammen mit fast 150 ehrenamtlichen Autoren an der Übersetzung des Neuen Testaments mitgeschrieben. Wie war denn Ihr Gefühl, als Sie die 576 Seiten dicke fränkische Bibel jetzt das erste Mal in den Händen hielten? 

Claus Ebeling (evangelischer Pfarrer im mittelfränkischen Lichtenau): Es war geradezu spannend. Wir haben erst eine große Palette bekommen und ich hatte gar keine Zeit, alles auszupacken. Wir haben uns dann tatsächlich einmal ganz in Ruhe Zeit genommen. Es war schon was Besonderes, erst mal den Plastikverband zu entwirren und dann mit zwei ehrenamtlichen Jugendlichen das anzuschauen. Denen hat es auch sehr gefallen und sie haben sich gefreut, dass ich ihnen ein Exemplar geschenkt habe. 

DOMRADIO.DE: Sie haben fast vier Jahre mit Ihren Mitstreitern an diesem Werk gearbeitet. Wie müssen wir uns das genau vorstellen, hat jeder sich da bestimmte Passagen vorgenommen und die dann übersetzt oder wie ging das? 

Ebeling: Also nach dem Aufruf haben wir Listen verschickt mit den Textpassagen und jeder hat sich dann seine Lieblingsstellen rausgesucht. Nicht alle konnten ihre Lieblingsstellen bekommen, weil andere schneller waren. Und dann haben sie die Übersetzungen eingereicht, manche nach einer Woche, manche nach einem Jahr. Wir haben sie dann nacheinander korrigiert, aber dann gemerkt, dass diese Korrekturaufgabe nicht zu bewältigen ist. 

Nachdem wir aber sehr viele lokale Leute hatten, die an den einzelnen Orten gemeinsam übersetzt haben bzw. sich dann zu Übersetzer-Gruppen zusammengetan haben, konnten sich dann gegenseitig korrigieren. 

DOMRADIO.DE: Was war insgesamt die größte Herausforderung bei der Übersetzung? 

Claus Ebeling

"Es ist sehr aufwendig gewesen."

Ebeling: Am Ende die Korrekturen. Alles noch mal zusammenzubringen und jeden Text durchzugehen. Wenn dann größere Fehler aufgetreten sind, mussten wir noch mal mit dem Autor oder der Autorin Rücksprache halten. Das ist sehr, sehr aufwendig gewesen bei diesen vielen Menschen und Texten. 

DOMRADIO.DE: Gab es in all den Jahren der Arbeit auch mal Rückschläge? Also Gedanken wie: das schaffen wir alles nicht. Oder waren Sie immer optimistisch? 

Ebeling: Doch, ich war schon optimistisch. Ich hatte bloß selber in 2023 ein paar gesundheitliche Rückschläge. Das hat uns ein bisschen ausgebremst, aber es hat am Ende irgendwo einen realistischen Zeitplan ergeben.

Was uns unterwegs aber auch passiert ist, dass einer der älteren Menschen ganz plötzlich erkrankt ist und es sind auch welche verstorben aus dieser Übersetzergruppe im Laufe der Zeit. 

DOMRADIO.DE: Bei einem Festgottesdienst letzten Sonntag in Nürnberg, da wurde das Neue Testament vorgestellt. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder war unter anderem mit dabei. Wie war dieser Gottesdienst für Sie? 

Claus Ebeling

"Für alle Beteiligten ein ganz toller Genuss."

Ebeling: Es war ein ganz toller feierlicher Gottesdienst. Wenn die Orgel in der Lorenzkirche ertönt, Blechbläser klingen und dazu dieses wunderbare Farbenspiel der Glasfenster in diesem gotischen Hallenchor, dann ist das an sich schon ein Erlebnis. 

Dort auch wirklich fränkisch zu hören, das war für uns ein ganz tolles neues Erlebnis. Irgendwann war es dann so selbstverständlich und wirklich schön, dass das für alle Beteiligten ein ganz toller Genuss war. 

Pfarrer Claus Ebeling hält "Die Fränggische Bibl - Des Neue Tesdamend", eine Mundart-Bibel auf Fränkisch / © Daniel Karmann (dpa)
Pfarrer Claus Ebeling hält "Die Fränggische Bibl - Des Neue Tesdamend", eine Mundart-Bibel auf Fränkisch / © Daniel Karmann ( dpa )

DOMRADIO.DE: Das Neue Testament auf Fränkisch ist jetzt also fertig. Wann folgt das Alte in Ihrer Übersetzung? 

Ebeling: Ich denke, dass man uns noch zwei Jahre gönnen muss, einfach um ein bisschen Abstand zu gewinnen. Wir haben ja fast alle Texte schon. 

DOMRADIO.DE: Sie sind am Alten Testament schon dran? 

Ebeling: Ja, wir haben gleich am Anfang bei diesem Aufruf alle Texte vergeben, auch die vom Alten Testament. Wir haben uns aber entscheiden müssen, denn beides geht nicht in einem Band, deswegen wir haben es aufgeteilt. 

Durch die Korrekturen im Laufe dieser drei Jahre sind Verschriftungsregeln entstanden. Dass da jetzt alle Autorinnen und Autoren noch einmal genau drüber gehen nach diesen Regeln, wäre jetzt der nächste Schritt. Alle Autorinnen und Autoren bekommen ihre Texte noch mal zurückgesandt und werden gebeten, das noch einmal ganz genau zu überarbeiten. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Eine kurze Chronik der Bibelübersetzungen

250 v. Christus: Die Septuaginta, die älteste durchgehende Übersetzung der hebräisch-aramäischen Bibel in die altgriechische Alltagssprache, entsteht. Die meisten Bücher des sogenannten Alten Testaments waren bis etwa 100 v. Chr. übersetzt, die restlichen Bücher folgten bis 100 n. Chr.

Ende 1. Jahrhundert n. Chr.: Jüdische Schriftgelehrte bestimmen den genauen Umfang der hebräischen Bibel.

um 200: Der Kanon des Neuen Testaments steht im wesentlichen fest; es entstehen erste frühe Übersetzungen ins Lateinische.

Eine Frau liest in einer Bibel / © poylock19 (shutterstock)
Eine Frau liest in einer Bibel / © poylock19 ( shutterstock )
Quelle:
DR