Ralf Meister bleibt leitender Bischof der Lutheraner

"Für die Bewahrung der Würde"

Mit den Beratungen der Lutheraner hat am Freitag die Jahrestagung der Protestanten in Würzburg begonnen. Auf der Agenda stand die Wahl des Leitenden Bischofs. Landesbischof Ralf Meister ist trotz Kritik für weitere drei Jahre im Amt.

Ralf Meister bei der EKD-Generalsynode 2024 / ©  Heike Lyding (epd)
Ralf Meister bei der EKD-Generalsynode 2024 / © Heike Lyding ( epd )

Der Hannoversche Landesbischof Ralf Meister ist als Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) bestätigt worden. 

Blick auf Würzburg / © leoks (shutterstock)

Die in Würzburg tagende Generalsynode wählte den 59-jährigen Theologen am Freitagabend mit 28 bei sechs Gegenstimmen und fünf Enthaltungen im ersten Wahlgang. Bei seiner letzten Wahl 2021 hatte Meister noch 39 von 45 abgegeben Stimmen erhalten. Seine Amtszeit beträgt drei Jahre; er war der einzige Kandidat.

Meister ist seit 2010 Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, der größten Gliedkirche der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), und seit 2018 Leitender Bischof der VELKD, dem Zusammenschluss von sieben lutherischen Landeskirchen in der EKD. Seine Stellvertreterin bleibt die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt. 

Kritik an Umgang mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen

In der hannoverschen Landeskirche war Meister wegen seines Umgangs mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen im Sommer massiv kritisiert worden. Missbrauchsbetroffene hatten seinen Rücktritt gefordert.

In seinem Bericht vor der Generalsynode kam das Thema sexueller Missbrauch indes nur am Rande vor: Meister hob hervor, dass nach der Veröffentlichung der EKD-weiten ForuM-Studie im Januar nun feststehe, dass die Aufarbeitung des Missbrauchs "das zentrale Thema ist und bleibt, welches wie ein Querschnitt durch zahlreiche Bereiche unserer Arbeit geht."

Rolle der Kirchen in Deutschland und Europa

Meister hob in seinem Bericht ferner die Rolle der Kirchen in Deutschland und Europa hervor. Sie gehörten zu den starken zivilgesellschaftlichen Akteuren und seien nach wie vor wichtige Institutionen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.  

Landesbischof Ralf Meister spricht am Freitag (07.06.2024) auf der 26. Landessynode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers im Kloster Loccum / © Jens Schulze (epd)
Landesbischof Ralf Meister spricht am Freitag (07.06.2024) auf der 26. Landessynode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers im Kloster Loccum / © Jens Schulze ( epd )

"Ihre geistliche Haltung für die Bewahrung der Würde menschlichen Lebens, ihre Verantwortung für die Mitwelt und die Suche nach Frieden bleiben kraftvolle Zeichen, die diese Welt braucht."

Ressentiments in der Gesellschaft entgegenwirken

Meister hat ebenfalls dazu aufgerufen, Ressentiments in der Gesellschaft entgegenzuwirken. Ressentiments seien oft die Ursache dafür, dass Menschen Lügen von Populisten etwa über Migranten und Geflüchtete in ihr Weltbild integrierten.

"Eine Demokratie, die von der gleichen Menschenwürde für alle ausgeht, sie aber nie realisiert, ist Ressentiment-empfindlich", sagte Meister. In einer Demokratie pralle die normative Gleichwertigkeit auf die faktische Ungleichheit. 

Paradoxerweise führe die Annäherung an das Ziel der Gleichheit zu einer umso stärkeren Sensibilität für die noch vorhandene oder empfundene Restungleichheit. Es falle auch in der deutschen Gesellschaft nicht schwer, Menschen zu finden, die sich Jahrzehnte benachteiligt und enttäuscht von unerfüllten Versprechen sähen.

"Ihre geistliche Haltung für die Bewahrung der Würde menschlichen Lebens, ihre Verantwortung für die Mitwelt und die Suche nach Frieden bleiben kraftvolle Zeichen, die diese Welt braucht."

Zusammenschluss aus sieben Landeskirchen

Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands ist ein Zusammenschluss aus sieben Landeskirchen, zu denen mehr als 7,5 Millionen Gläubige in Deutschland gehören. Der Leitende Bischof ist der erste Geistliche der VELKD. Er führt den Vorsitz in der Kirchenleitung und in der Bischofskonferenz und vertritt die VELKD nach außen.

Mit einem Gottesdienst hatte die Jahrestagung der Lutheraner am Nachmittag begonnen. Die Delegierten kamen in der Würzburger St.-Gertraud-Kirche zusammen. Die Tagung der Lutheraner steht am Beginn der Jahrestagung des Kirchenparlaments der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die Synode der EKD beginnt am Sonntag mit einem Gottesdienst in der Würzburger St.-Stephans-Kirche.

Am Sonntagabend stehen die ökumenischen Beziehungen im Mittelpunkt. Der neue Catholica-Beauftragte der VELKD, der bayerische Landesbischof Christian Kopp, wird erstmals in seiner Funktion vor den Delegierten des Kirchenparlaments sprechen. Als Gast wird auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erwartet.

Ralf Meister

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister (62) steht seit mehr als zehn Jahren an der Spitze der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland. 

Seit 2018 ist Meister auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Er ist zudem Ko-Vorsitzender der Meissen-Kommission der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die den Dialog der deutschen Protestanten mit der Anglikanischen Kirche von England organisiert und verantwortet.

Ralf Meister bei der Jahrestagung der Protestanten in Würzburg 2024 / ©  Heike Lyding (epd)
Ralf Meister bei der Jahrestagung der Protestanten in Würzburg 2024 / © Heike Lyding ( epd )
Quelle:
epd , KNA