Regierung verstärkt Einsatz für Menschenrechte in Pakistan

"Stoppt Zwangsehen"

Nach Angaben des Hilfswerks missio Aachen will die Bundesregierung ihren Einsatz für Menschenrechte in Pakistan verstärken. Das habe Frank Schwabe, Bundesbeauftragter für Religionsfreiheit weltweit, versprochen.

Eine junge Frau sitzt im Hauseingang. / © Hartmut Schwarzbach (missio)
Eine junge Frau sitzt im Hauseingang. / © Hartmut Schwarzbach ( missio )

Als Beauftragter der Bundesregierung werde er die Themen "im Rahmen politischer Gespräche und während meiner Reise nach Pakistan im nächsten Jahr thematisieren", zitierte das Hilfswerk Schwabe: "Schutz der Religionsfreiheit sowie Rechte von Frauen und Mädchen gehören zusammen".

Frauen religiöser Minderheiten häufiger von Gewalt betroffen

Frauen und Mädchen aus religiösen Minderheiten seien deutlich häufiger von Diskriminierung und Gewalt betroffen, so der Beauftragte weiter: "So auch Christinnen sowie Angehörige der Hindu und der Sikh in Pakistan, von denen uns erschreckende Berichte über Zwangskonversion und Zwangsheirat erreichen."

Schwabe bedankte sich für die Initiative bei missio und den fast 2.400 Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern der Petition "Stoppt Zwangsehe!".

Gesetze bestehen bereits

Bei der Übergabe zusammen mit der pakistanischen Theologin Sana Iqbal forderte missio-Präsident Dirk Bingener die Bundesregierung auf, sich entschiedener als bisher dafür einzusetzen, dass in Pakistan schon bestehende Gesetze gegen Zwangsehen "auch endlich dann angewandt werden, wenn Mädchen und junge Frauen aus religiösen Minderheiten stammen".

Diese Frauen empfänden ihr Schicksal oft als "lebenslange Hölle", berichtete Bingener von einem Besuch in Pakistan: "Sie werden unter Druck zum Islam konvertiert und zwangsverheiratet.

Blasphemiegesetze haben Auswirkungen auf Christen in Paktistan 

Selbst wenn sie ihrem Peiniger entkommen, ist eine Rückkehr in ein normales Leben kaum möglich. Dagegen stehen die Blasphemiegesetze des Landes, die nicht erlauben, seinen bisherigen Glauben wieder anzunehmen."

Diese Praxis der Rechtlosigkeit von Minderheiten habe Auswirkungen auf das Leben aller Christen in Pakistan: "Im Zweifelsfall sind sie immer Bürger zweiter Klasse, die willkürlichen Repressalien ausgesetzt sind."

Missbrauch, Vergewaltigung und andere Formen von Gewalt 

Das Hilfswerk berichtete von Schätzungen, wonach jährlich rund 1.000 junge Christinnen und weibliche Angehöriger anderer Minderheiten aus ihren Familien entführt und an meist ältere muslimische Männer verheiratet werden.

Sie seien dabei Missbrauch, Vergewaltigung und anderen Formen körperlicher und seelischer Gewalt ausgesetzt. Ihre Familien könnten sich dagegen kaum wehren.

Christen in Pakistan

Staatsreligion in Pakistan ist der Islam, 96 Prozent der Einwohner sind Muslime. Das Christentum ist nach dem Hinduismus die zweitgrößte Minderheitsreligion im Land. Gleichzeitig sind die Christen dort besonders bedroht. Wegen Blasphemie verhängen die Gerichte immer wieder Todesstrafen. Dabei genügen schon des Trinken aus einem Brunnen oder eine unliebsame Kurznachricht als Grund. (DR, 01.01.2021)

Pakistanische Christen feiern wegen Corona-Maßnahmen zu Hause Gottesdienst / © Fareed Khan (dpa)
Pakistanische Christen feiern wegen Corona-Maßnahmen zu Hause Gottesdienst / © Fareed Khan ( dpa )
Quelle:
KNA