Religionsunterricht weist pädagogische Defizite auf

Religion wichtig für humane Bildung

Klaus Zierer lehrt an der Universität Augsburg als Professor für Schulpädagogik. Er findet Religionsunterricht sehr wichtig. Dieser müsste aber besser werden und fordert, dass auch andere Fächer Spiritualität behandeln sollten.

Symbolbild Religionsunterricht in der Schule / © Julia Steinbrecht (KNA)
Symbolbild Religionsunterricht in der Schule / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der Bildungsforscher Klaus Zierer fordert einen besseren Religionsunterricht als Mittel gegen Krisen junger Leute. Ängste, Depressionen, Mediensucht und Zwangsstörungen hätten in den vergangenen Jahren bei Kindern und Jugendlichen rapide zugenommen, teilte Zierer am Dienstag mit. 

"Spirituelle Verarmung und fehlende Werteorientierung stellen eine entscheidende Ursache der mentalen Krise dar, in der sich die Generation Z befindet", ergänzte der Professor für Schulpädagogik der Universität Augsburg. Er mahnte eine "humane Bildung" an. Dem Religionsunterricht komme dabei eine Schlüsselrolle zu, aber dafür müsse er sich weiterentwickeln.

Pädagogische Defizite

Dem Erziehungswissenschaftler zufolge steckt der konfessionelle Religionsunterricht in einer gesellschaftlichen Glaubwürdigkeitskrise. Zudem weise er pädagogische Defizite in der Bildungswirksamkeit auf. 

Hintergrund: Religionsunterricht in Deutschland

Der Religionsunterricht in Deutschland ist als einziges Unterrichtsfach im Grundgesetz abgesichert. Als ordentliches Lehrfach ist er in den meisten Bundesländern den übrigen Schulfächern gleichgestellt. Schüler können sich aber aus Gewissensgründen abmelden.

Schüler im Religionsunterricht / © Peter Steffen (KNA)
Schüler im Religionsunterricht / © Peter Steffen ( KNA )

Das Fach werde vielfach als entweder zu weltfremd-religiös oder zu anbiedernd-areligiös wahrgenommen und erscheine vielen eher tot als lebendig. "Manchen Kindern treibt der Religionsunterricht den Glauben und die Freude an der Religion sogar aus, anderen erscheint er missionarisch und übergriffig", fügte Zierer, der selbst Katholik ist, hinzu.

Wenn Großeltern sterben

Bildung sei allerdings unvollständig, wenn die spirituelle Dimension des menschlichen Lebens ausgeblendet werde, führte der Professor aus. Er erklärte: "Der Mensch fragt nach dem Sinn und er gibt sich weder mit Triebbefriedigung noch irdisch begrenzter Vorläufigkeit und Unzulänglichkeit zufrieden. Kinder und Jugendliche wollen in Zeiten multipler Krisen mehr denn je von ihren Lehrerinnen und Lehrern wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält, sie fragen nach dem Urgrund und dem Ziel menschlichen Lebens, sie sehnen sich nach Geborgenheit über die Familie hinaus und nach der Hoffnung, die den Tod überschreitet, zum Beispiel wenn Großeltern sterben."

Angesichts der veränderten Lebenswelt und erziehungswissenschaftlicher Forschungsergebnisse gebe es für Schulen Reformbedarf. So verlangte Zierer, dass alle Fächer spirituelle Intelligenz berücksichtigen sollten. "Auch in Mathematik, in Deutsch, in Englisch, in Musik und in Sport ist der Förderung von Spiritualität nachzugehen. Hierfür nötig sind Antwortangebote auf Sinnfragen und die stete Offenlegung der Begrenztheit fachlicher Erkenntnisse."

Religionsunterricht im Erzbistum Köln

Ordentliches Lehrfach

Der Religionsunterricht ist ordentliches Lehrfach an allen öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen, vgl. Art. 7 III GG. Er wird nach Bekenntnissen getrennt in Übereinstimmung mit den Lehren und Grundsätzen der betreffenden Kirche oder Religionsgemeinschaft erteilt, vgl. SchOG § 31. Er unterliegt als ordentliches Lehrfach der staatlichen Schulaufsicht.

Religionsunterricht / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Religionsunterricht / © Elisabeth Schomaker ( KNA )
Quelle:
KNA