Rückzug israelischer Soldaten - weiter Raketen auf Israel

Friedensgespräche ausgesetzt

Nach den fünf Tage währenden blutigen Militäraktionen israelischer Soldaten in Gaza hatten sich Israels Soldaten am Monatg vorläufig zurückgezogen. Die Hamas verkündete stolz, Israel habe sein Ziel, den Beschuss mit Kassamraketen aus Gaza einzudämmen, nicht erreicht. Wie kann es jetzt weitergehen? Die Mehrheit der Israelis und Friedensaktivisten forderten Gespräche zwischen Israel und der Hamas, um Schlimmeres zu verhindern, beschreibt Israel-Korrespondent Joannes Zang die Stimmung im Land.

 (DR)

Israel hat nach eigenen Angaben mit der Aktion "Heißer Winter" auf den täglichen Beschuss seiner Grenzregion reagiert. Unter den Augen der Hamas werden die israelischen Grenzstädte beinahe täglich mit Kassam-Raketen und Mörsergranaten beschossen. Die Einwohner von Sderot und der Gaza-Region stehen kurz vor dem Kollaps, berichten israelische Medien. 22.000 Menschen leben in Sderot Sie trauen sich kaum ins Freie weil jederzeit Raketen einschlagen könnten. In den letzten Wochen bis zu zwanzig am Tag.  

"Die Tatsache, dass Terrorgruppen regelmäßig eine israelische Stadt beschießen, stellt die Fähigkeit der Regierung, ihre Bevölkerung zu schützen, auf eine harte Probe", erläutert Eeki Elner, Direktor des Center for Leadership in Sderot den Handlungsdruck der israelischen Regierung. Mit Demonstrationen hatten die Einwohner der Negev-Städte den Druck auf die Regierung verstärkt, bis Israel in der vergangenen Woche schließlich mit dem Einmarsch nach Gaza reagierte.

Blutige Drohung
Trotz des Rückzugs der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen will Israel daher auch die "defensiven Aktionen gegen jene, die tödliche Raketen auf unsere Bürger feuern, fortsetzen", so ein Regierungssprecher am Montag.

In der israelischen Zeitung Haaretz berichtet ein israelischer Offizieller, Hamas solle die Operation als Hinweis auf zukünftige israelische Aktionen gegen Raketenbeschuss verstehen. "Diese sehr begrenzte Aktion sollte der Hamas zeigen, was passieren kann. Nennen sie es einen Vorläufer", zitiert die Zeitung den Mann. Und weiter: "Wenn sie entscheiden, sie hätten genug gesehen und die Raketen stoppen, wenn sie die Botschaft verstanden haben, werden wir vielleicht eine Periode der Ruhe bekommen"

Die Hamas hat sich gleich nach dem Abzug der israelischen Soldaten zum Sieger der zurückliegenden Kämpfe erklärt. "Der Feind ist geschlagen", proklamierte ein Hamas-Sprecher. Bei den Kämpfen der letzten fünf Tage sollen mehr als 100 Palästinenser getötet worden sein, berichten israelische Quellen. Und auch der Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen scheint weiter zu gehen.

Friedensgespräche ausgesetzt
Angesichts der schweren Offensive der israelischen Armee im Gazastreifen hat Palästinenserpräsident Mahmud Abbas entschieden, die Friedensverhandlungen mit Israel auszusetzen. Abbas habe ein für diese Woche verabredetes Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert abgesagt, teilte Abbas' Büro in Ramallah mit. Er habe zudem Gespräche zwischen den Unterhändlern beider Seiten abgesagt. Abbas hatte zuvor die Reaktion Israels auf die palästinensischen Raketenangriffe als unverhältnismäßig bezeichnet: "Es kaum zu glauben, dass die israelische Reaktion auf die palästinensischen Raketenangriffe, die wir verurteilen, derart schrecklich und entsetzlich ist."

EU verurteilt Angriffe scharf
Die slowenische EU-Ratspräsidentschaft verurteilte die Militäroffensive der israelischen Armee im Gazastreifen und forderte zugleich die Palästinenser zum Stopp ihrer Raketenangriffe auf. Die Präsidentschaft der Europäischen Union verfolge mit großer Sorge die weitere Eskalation der Gewalt im Süden Israels und im Gazastreifen, hieß es in einer in Brüssel veröffentlichten Erklärung. Die Präsidentschaft "verurteilt den jüngsten, unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt gegen die Zivilbevölkerung in Gaza und ruft Israel auf, sich zu mäßigen und jede Aktion zu unterlassen, die Zivilisten gefährden könnte".

Die Präsidentschaft verurteilte zugleich die palästinensischen Raketenangriffe auf Israel und rief zu einem unverzüglichen Stopp auf. Sie zeigte sich "sehr besorgt" über das Leid der Zivilgesellschaft sowohl auf israelischer als auch auf palästinensischer Seite. Zuvor hatte der UN-Sicherheitsrat die Gewalt im Gazastreifen und in Südisrael verurteilt. Er war auf Antrag Abbas' zu einer Dringlichkeitssitzung zusammengekommen.
Bei der am Samstag begonnenen israelischen Offensive im Norden des Gazastreifens wurden mindestens 66 Palästinenser sowie zwei israelische Soldaten getötet. Israels Regierungschef Ehud Olmert verwies auf das Recht seines Landes zur Selbstverteidigung. Niemand habe "das moralische Recht", Israel für die Anwendung dieses Rechts zu kritisierten, sagte er.