Das Erzbistum stelle sich auf ein negatives Jahresergebnis in Höhe von rund 42 Millionen Euro ein, teilte Reif an diesem Freitag mit.
Die Gewinn- und Verlustrechnung für 2019 weist noch ein Plus von 93 Millionen Euro aus. Allerdings habe auch dieser Überschuss nicht mehr für Investitionen in Form eines aus den Vorjahren gewohnten Nachtragshaushalts gereicht. Das ganze Geld und weitere 30 Millionen Euro aus bisher nicht zweckgebundenen Rücklagen hätten dafür eingesetzt werden müssen, um für Pensionsansprüche von Mitarbeitern vorzusorgen.
Druck durch Corona und Niedrigzinsphase
Die Corona-Krise habe ein schon länger bestehendes strukturellen Defizit verschärft, erläuterte Reif. Die Einnahmen hielten nicht mehr Schritt mit jährlichen Personalkostensteigerungen in Höhe von drei bis vier Prozent. Im laufenden Jahr kalkuliert der Finanzdirektor mit Mindereinkünften aus der Kirchensteuer von rund 30 Millionen Euro gegenüber dem Plan. Der Rückgang werde zwar nicht so hoch ausfallen wie noch im Frühsommer befürchtet, am Ende aber dennoch erheblich sein und nur durch einen erneuten Griff in die Rücklagen ausgeglichen werden können, sagte Reif.
Zunehmenden Druck auf die kirchliche Finanzlage übt auch die anhaltende Niedrigzinsphase aus. Vor fünf Jahren seien die Zinsen für zurückgelegtes Kapital zur künftigen Versorgung von Mitarbeitern im Ruhestand noch mit zwei Prozent angesetzt worden, so der Finanzdirektor. Jetzt sei nur noch ein Prozent erwartbar.
Zahlungen an Missbrauchsopfer aus Vermögen des Erzbischöflichen Stuhls
2019 schloss das Erzbistum mit einer Bilanzsumme von rund 3,6 Milliarden Euro ab, das waren 114 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Das in diesen Zahlen abgebildete Vermögen besteht im Wesentlichen aus Immobilien (1,2 Milliarden Euro) und Finanzanlagen (1,49 Milliarden Euro). Bei beiden Posten ergab sich ein Wertzuwachs von zusammen 50 Millionen Euro.
Generalvikar Christoph Klingan kündigte an, für die von der Deutschen Bischofskonferenz beschlossenen höheren Anerkennungsleistungen an Missbrauchsopfer würden im Erzbistum nicht laufende Kirchensteuereinnahmen herangezogen, sondern das Vermögen des Erzbischöflichen Stuhls. Dieses betrug zum Ende des vergangenen Jahres 52,6 Millionen Euro. Die bisherigen Planungen gingen von rund 50 Fällen aus, in denen die Erzdiözese bereits Zahlungen geleistet habe.