Sant'Egidio will Kiew zur "Offenen Stadt" erklären

"Ruck der Menschlichkeit"

Die christliche Gemeinschaft Sant'Egidio fordert einen sofortigen Waffenstillstand für die Ukraine sowie den Status einer "offenen Stadt" für Kiew. Ein entsprechendes Manifest könne "von allen" unterzeichnet werden, hieß es.

Sant'Egidio: Solidarität mit der Ukraine zeigen und Waffenstillstand erwirken  / © Vadim Ghirda/AP (dpa)
Sant'Egidio: Solidarität mit der Ukraine zeigen und Waffenstillstand erwirken / © Vadim Ghirda/AP ( dpa )

Kiew, eine europäische Hauptstadt mit drei Millionen Einwohnern, sei heute ein Schlachtfeld, so Sant'Egidio-Gründer Andrea Riccardi am Freitagabend in Rom. Die wehrlose Zivilbevölkerung suche vor Gefahr und Terror Schutz in unterirdischen Bunkern. "Die Schwächsten, von älteren Menschen bis hin zu Kindern und Obdachlosen, sind noch mehr gefährdet. Es gibt bereits die ersten zivilen Opfer", beklagte er.

Andrea Riccardi / © Cristian Gennari (epd)
Andrea Riccardi / © Cristian Gennari ( epd )

Kultur und Geschichte Europas seien ohne Kiew mit seinem Weltkulturerbe nicht vorstellbar, "so wie man sich die russische Kultur, die Geschichte Russlands, nicht ohne Kiew vorstellen kann", erklärte Riccardi. Ebenso sei Kiew ein Wallfahrtsort vor allem für orthodoxe Christen in aller Welt, und "eine wertvolle Stadt für die gesamte christliche Welt". Die Glaubensgeschichte der ukrainischen, belarussischen und russischen Völker seien dort entstanden.

Appell an Entscheidungsträger

"Das Schicksal Kiews lässt diejenigen nicht gleichgültig, die in Ost und West mit Leidenschaft und Engagement auf die Stadt und ihre Menschen blicken", unterstrich der Sant'Egidio-Gründer. "Nach Sarajewo, nach Aleppo dürfen wir nicht noch einmal die Belagerung einer Großstadt erleben." Die Menschen in Kiew wünschten sich einen "Ruck der Menschlichkeit", so Riccardi. Ihr kulturelles Erbe dürfe nicht dem Risiko der Zerstörung ausgesetzt werden. "Die Heiligkeit Kiews für die christliche Welt verlangt Respekt", hieß es.

Andrea Riccardi, Gründer von Sant'Egidio

"Wir fordern eindringlich diejenigen auf, die darüber entscheiden können, in Kiew keine Waffen einzusetzen."

"Wir fordern eindringlich diejenigen auf, die darüber entscheiden können, in Kiew keine Waffen einzusetzen, einen Waffenstillstand für die Stadt auszurufen, Kiew zu einer  'offenen Stadt' zu erklären, ihre Bewohner nicht Opfer von Waffengewalt werden zu lassen und eine Stadt, auf die heute die ganze Menschheit schaut, nicht zu zerstören", appellierte die christliche Gemeinschaft Sant'Egidio. "Möge diese Entscheidung mit der Wiederaufnahme der Verhandlungen zur Erreichung des Friedens in der Ukraine einhergehen."

Gemeinschaft Sant'Egidio

Die im Mai 1968 in Rom entstandene katholische Bewegung Sant'Egidio widmet sich der karitativen Arbeit, der Diplomatie in Bürgerkriegsgebieten sowie dem Dialog der Religionen. Sie hat nach eigenen Angaben rund 60.000 Mitglieder in 70 Ländern, davon 5.000 in Deutschland. Ihr Hauptsitz befindet sich im römischen Stadtteil Trastevere; ihr deutsches Zentrum ist seit 1983 Würzburg. Seit 1986 ist die ökumenisch stark engagierte Gemeinschaft von der katholischen Kirche als Laienvereinigung anerkannt.

Logo der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Logo der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA
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