Wie das Domkapitel mitteilte, tragen die Schauspieler Christian Brückner (76) und Sylvester Groth (61) beim Literaturfestival lit.Cologne 2020 die Lesung im Kölner Dom vor. Am 12. März lesen die beiden Texte von Bertolt Brecht und dem NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer.
Kommt der Mensch ohne Gott aus?
Der Vortragsabend steht unter der Überschrift "Das Schicksal des Menschen ist der Mensch." Dompropst Gerd Bachner sagte: "Es ist die Revolutionärin Pelagea Wlassowa, die in Brechts Theaterstück 'Die Mutter' diese Worte spricht, als man ihr erklären will, dass der Mensch im Leid nicht ohne Gott auskommt." Die Domlesung gehe der Frage nach, ob der Mensch dem Schicksal wirklich ohnmächtig und willenlos ausgeliefert ist.
Die Veranstalter lassen Brechts "Geschichten vom Herrn K.", seine "Kalendergeschichten" und andere Werke auf Briefe und Aufzeichnungen des evangelischen Theologen Bonhoeffer aus seiner Haft während der NS-Zeit treffen, wie es hieß. Bonhoeffer wurde vor 75 Jahren - am 9. April 1945 - auf Befehl Adolf Hitlers im KZ Flossenbürg hingerichtet.
Kooperation mit dem Domkapitel
Brückner ist bekannt als feste deutsche Synchronstimme von Robert De Niro. Groth ermittelte als Kriminalhauptkommissar Jochen Drexler zwischen 2013 und 2015 im Team Magdeburg der ARD-Fernsehreihe "Polizeiruf 110". Die Domlesung findet in dieser Form zum sechsten Mal statt und ist eine Kooperation des Domkapitels mit der lit.Cologne und dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
Das internationale Literaturfest lit.Cologne 2020 findet vom 10. bis 21. März 2020 zum 20. Mal statt. Auf dem Programm der zwölf Festivaltage stehen 203 Veranstaltungen, darunter 113 im Erwachsenenprogramm und 90 für Kinder und Jugendliche. Auftreten werden unter anderen die polnische Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk, die US-amerikanische Pulitzer-Preisträgerin Elizabeth Strout oder die Autoren Donna Leon, Mario Vargas Llosa und die Literarur-Nobelpreisträgerin Herta Müller.
Kölner Domkapitel
Das Kölner Domkapitel hat zwei Wurzeln: Den an der Domkirche tätigen Klerus, der bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts ein gemeinsames Leben nach einer Chorherrenregel führte. Daneben gab es in Köln das "Prioren-Kollegium", das aus den Äbten und Prälaten in Köln ansässiger Klöster und Stifter bestand und Einfluss auf die Verwaltung des Erzbistums und die staatlichen Geschäfte des Erzbischofs nahm. Auf Grund kirchenrechtlicher Bestimmungen setzte sich ab 1200 das Domkapitel als neben dem Erzbischof selbständige, zur Wahl des Erzbischofs berechtigte Körperschaft durch.
