Schweizer Jugendlicher greift Juden mit Messer an

Antisemitische Vorfälle häufen sich

Auch die Schweiz bleibt offenbar nicht von Judenhass verschont. Ein Messerangriff auf einen jüdischen Mann in Zürich sorgt für Entsetzen. Laut Zeugen rief der jugendliche Täter zuvor "Allahu Akbar".

Kundgebung gegen Antisemitismus in Berlin / © Markus Nowak (KNA)
Kundgebung gegen Antisemitismus in Berlin / © Markus Nowak ( KNA )

In Zürich ist ein orthodoxer Jude am Samstagabend mit einem Messer schwer verletzt worden. Schweizer Medienberichten zufolge gab die Polizei an, sie habe den 15-jährigen mutmaßlichen Täter vor Ort festgenommen.

"Tod allen Juden"

Der "Neuen Zürcher Zeitung" (Sonntag online) zufolge soll es sich um einen Schweizer mit arabischen Wurzeln handeln. Zeugen hätten berichtet, dass er kurz vor der Tat "Allahu Akbar" (arabisch: "Gott ist am größten") und "Tod allen Juden" gerufen habe. 

Die Polizei ermittle deshalb unter anderem in Richtung eines antisemitischen Motivs. Das 50-jährige Opfer wurde in ein Krankenhaus gebracht. Der Mann soll nicht in akuter Lebensgefahr schweben. 

Polizei verstärkt Sicherheitsvorkehrungen rund um Orte mit jüdischem Bezug

Die Stadtpolizei Zürich verstärkte nach Rücksprache mit jüdischen Organisationen vorsorglich die Sicherheitsvorkehrungen rund um Orte mit jüdischem Bezug. Am Sonntagnachmittag war in Zürich eine Mahnwache geplant. 

Ein orthodoxer Jude im Borough-Park in New York / © solepsizm (shutterstock)
Ein orthodoxer Jude im Borough-Park in New York / © solepsizm ( shutterstock )

Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) zeigte sich in einer Mitteilung "zutiefst erschüttert, dass ein Gemeindemitglied Opfer einer solchen Attacke wurde". Körperliche Übergriffe auf jüdische Menschen seien in der Schweiz sehr selten.

Seit 7. Oktober deutliche Zunahme solcher Übergriffe

"Seit dem 7. Oktober musste aber eine deutliche Zunahme solcher physischen Übergriffe registriert werden", so der SIG mit Blick auf den Terrorangriff der Hamas gegen Israel vor fünf Monaten und den Beginn des Gaza-Kriegs. 

Der SIG rechne nicht mit einer akuten Gefährdung jüdischer Menschen und Einrichtungen, rufe die Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft aber zu vorsichtigem Verhalten auf.

Antisemitische Vorfälle haben sich in der Schweiz seit Beginn des Gaza-Kriegs gehäuft. Kürzlich veröffentlichte die Westschweizer Fachstelle gegen Antisemitismus und Diffamierung Zahlen, wonach antisemitisch motivierte Vorfälle in der Westschweiz 2023 um 68 Prozent zunahmen. Fast die Hälfte davon ereignete sich nach dem 7. Oktober.

Religion ist oft nicht Grund für Antisemitismus

Antisemitismus unter Musliminnen und Muslimen in Deutschland ist einer Untersuchung zufolge häufig eher eine Folge konservativ-autoritärer Einstellungen als der Religion an sich. Auch gebe es Hinweise, dass regionale beziehungsweise nationale Diskurse einen stärkeren Einfluss auf negative Einstellungen gegenüber Jüdinnen und Juden hätten als religiöse Zugehörigkeit. So zeigten zum Beispiel auch Menschen christlichen Glaubens entsprechende Ressentiments.

Antisemitismus: Juden in Deutschland sehen wachsende Bedrohung / © Arne Dedert (dpa)
Antisemitismus: Juden in Deutschland sehen wachsende Bedrohung / © Arne Dedert ( dpa )

 

Quelle:
KNA