Serbischer Patriarch mahnt zu Ende der Gewalt

Demonstrationen wegen Korruptionsvorwürfen

Das serbisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt zeigt sich erschüttert über Gewalt bei Demonstrationen gegen die Regierung. Die Schuldigen müssten bestraft werden. Ministerpräsident Milo Vucevic ist bereits zurückgetreten.

Serbien, Belgrad: Demonstranten rufen mit roter Farbe an den Händen, die Blut symbolisiert, auf einer Demonstration in Belgrad, Slogans / © Darko Vojinovic (dpa)
Serbien, Belgrad: Demonstranten rufen mit roter Farbe an den Händen, die Blut symbolisiert, auf einer Demonstration in Belgrad, Slogans / © Darko Vojinovic ( (Link ist extern)dpa )

Der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije hat die Gewalt der serbischen Ordnungskräfte gegen Demonstranten verurteilt. "Gewalt verstößt gegen alle christlichen Grundsätze und ist daher inakzeptabel, insbesondere gegenüber unseren Schülern", so der Patriarch in einer Erklärung, die das Patriarchat in Belgrad veröffentlichte. In der Hauptstadt Belgrad finden seit November Demonstrationen gegen die Regierung statt.

Patriarch Porfirije / © Darko Vojinovic/AP (dpa)

Gewalt sei niemals eine gute Lösung, so der Patriarch. Alle Seiten seien aufgefordert, sich um eine friedliche Konfliktlösung zu bemühen. Die größere Verantwortung liege bei jenen, die die größere Macht besitzen, mahnte Porfirije, ohne die Regierung direkt zu nennen. Wer für Gewalt gegen Demonstranten verantwortlich sei, müsse hierfür entsprechend bestraft werden.

Korruptionsvorwurf

Auslöser der Proteste war der Einsturz eines Daches in einem Bahnhof in der zweitgrößten serbischen Stadt Novi Sad, bei dem 15 Menschen ums Leben kamen. Die Proteste griffen auch auf andere Städte über. Die Demonstranten, darunter Studierende, Lehrerinnen, Lehrer und andere Arbeitnehmer, machen Korruption in der Regierung unter Präsident Aleksandar Vucic für die Katastrophe verantwortlich.

Ministerpräsident Milo Vucevic hatte am Dienstag als Reaktion auf die anhaltenden Proteste seinen Rücktritt erklärt. Er wolle damit Spannungen abbauen, sagte er. In Serbien könnte es nun zu Neuwahlen kommen.

Patriarch Porfirije rief alle politisch Verantwortlichen zu Vernunft auf. Serbien müsse zu seinen "grundlegenden menschlichen und christlichen Werten zurückkehren".

Serbisch-orthodoxe Kirche

Die serbisch-orthodoxe Kirche gehört zu den Kirchen des byzantinischen Ritus, die in unterschiedlichen nationalen Ausprägungen und mit eigenen Oberhäuptern ("autokephal") existieren, aber in der Lehre vereint sind. Das serbisch-orthodoxe Patriarchat wurde 1920 wiedererrichtet, nachdem die Osmanen es 1766 aufgelöst hatten.

Kreuz eines orthodoxen Priesters / © Stanislav Mirchev (shutterstock)