"Aus heutiger Sicht ist mir klar, dass ich früher hätte beginnen müssen, persönliche Gespräche mit Betroffenen zu führen", sagte Wiesemann dem "Mannheimer Morgen" (Freitag).
"Schmerzhafter Lernprozess"
Mit Blick auf 2020 öffentlich gemachte Vorwürfe gegen den 1998 verstorbenen früheren Generalvikar Rudolf Motzenbäcker räumte Wiesemann ein: "Ich habe erst nach und nach gemerkt, wie viel Kraft ich auch persönlich hineingeben muss, damit Schweigen gebrochen werden kann."
Rückblickend erkenne er, dass man beim Thema Aufarbeitung "einiges früher hätte angehen müssen". So habe er im Nachgang der Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz 2018 Betroffene aufgerufen, sich zu melden. "Das hätte ich früher machen müssen. Es war ein schmerzhafter Lernprozess", so der 61-Jährige, der seit 2007 Bischof von Speyer ist. Er bedaure heute, "dass ich lange Zeit gebraucht habe, um meine systemkritische Stimme auszubilden".
Kein "Rücktritt um des Rücktritts willen"
Über sein Handeln werde nun die inzwischen eingesetzte unabhängige Aufarbeitungskommission befinden. Er sei bereit, Verantwortung zu übernehmen und wolle sich den Ergebnissen stellen. "Ich klebe nicht am Amt", versicherte Wiesemann. Es könne aber nicht um "einen Rücktritt um des Rücktritts willen" gehen.