Sprecher der EU-Bischöfe sieht in Populismus Herausforderung

"Anzeichen eines Unbehagens"

Der Rat der katholischen Bischöfe in der EU, kurz Comece, äußert sich selten zu politischen Trends. Nun hat der Comece-Präsident die Wahlen in Frankreich kommentiert. Er sieht darin ein ernstzunehmendes Warnsignal.

Die Vorsitzende des französischen rechtsnationalen Rassemblement National (RN), Marine Le Pen (l), und Parteichef Jordan Bardella / © Thomas Padilla (dpa)
Die Vorsitzende des französischen rechtsnationalen Rassemblement National (RN), Marine Le Pen (l), und Parteichef Jordan Bardella / © Thomas Padilla ( dpa )

Der Präsident des Rats der katholischen Bischöfe in der EU, Bischof Mariano Crociata, sieht die Wahlerfolge von populistischen Parteien in Europa als ernstzunehmendes Warnsignal.

In einem am Freitag veröffentlichten Interview der italienischen Tageszeitung "La Stampa" sagte der Comece-Vorsitzende, die Botschaft der französischen Wahlergebnisse gehe über die Grenzen Frankreichs hinaus.

Bischof Mariano Crociata / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Bischof Mariano Crociata / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

"Es sind Anzeichen eines Unbehagens, die aufgenommen und aufmerksam gehört werden müssen, um herauszufinden, ob man es hier mit Erwartungen und Forderungen zu tun hat, die man angehen sollte. Andernfalls bleibt dieses Unbehagen ein fruchtbarer Boden für den Populismus."

Institutionen und Bürger seien gefordert, Antworten auf sehr komplexe Probleme wie Arbeit, Migration und Perspektive der Jugend zu geben.

"Versuchungen des Populismus" widerstehen

Diese seien in fast allen Ländern Europas gegenwärtig. "Man muss dringend aufhören, scheinbar einfache und rasche Lösungen zu verkünden", so der Bischof.

Marine Le Pen vom Rassemblement National / © Thomas Padilla (dpa)
Marine Le Pen vom Rassemblement National / © Thomas Padilla ( dpa )

Die "Versuchungen des Populismus" seien bereits seit einiger Zeit zu beobachten. Diese sowie nationalistische Propaganda führten dazu, dass man den Weg der Kompromisse aufgebe. Ein Grund sei, dass "einige gesellschaftliche Schichten sich einfache und schnelle Lösungen wünschen und sich auf einen Anführer beziehen, der sich um alles kümmert" und damit die Bürger von ihrer Eigenverantwortung entlaste.

Zugleich betonte Crociata, auch in den populistischen Bewegungen seien "demokratische Energien sehr präsent", die dazu beitragen könnten, Exzesse einzudämmen.

Die EU-Bischofskommission COMECE

Etwa die Hälfte der Bewohner in der Europäischen Union sind nach Vatikan-Angaben Katholiken. Um den Dialog mit EU-Institutionen zu pflegen und Anliegen der katholischen Kirche zu Gehör zu bringen, unterhalten die Bischofskonferenzen der 27 Mitgliedstaaten eine eigene Kommission, die COMECE. Die Abkürzung steht für das lateinische "Commissio Episcopatum Communitatis Europensis".

Eingangsschild am Sitz der COMECE in Brüssel / © Julia Steinbrecht (KNA)
Eingangsschild am Sitz der COMECE in Brüssel / © Julia Steinbrecht ( KNA )

 

Quelle:
KNA