Sri Lankas Präsident warnt vor religiösen Spannungen

Krise führt zu andauernden Protesten

Der Präsident des mehrheitlich buddhistischen Sri Lanka warnt davor, Proteste gegen seine Regierung zum Schüren ethnischer und religiöser Spannungen zu nutzen. Es gilt derzeit eine Ausgangssperre mit wenigen Ausnahmen.

Soldaten der Armee von Sri Lanka besetzen einen Kontrollpunkt während der Ausgangssperre / © Eranga Jayawardena (dpa)
Soldaten der Armee von Sri Lanka besetzen einen Kontrollpunkt während der Ausgangssperre / © Eranga Jayawardena ( dpa )

"Ich fordere alle Sri Lanker auf, die subversiven Versuche abzulehnen, die sie zu rassischer und religiöser Disharmonie drängen wollen", twitterte Präsident Gotabaya Rajapaksa am Mittwoch. "Die Förderung von Mäßigung, Toleranz und Koexistenz ist von entscheidender Bedeutung." Die Bürger müssten vielmehr zusammenstehen, um die "wirtschaftlichen, sozialen und politischen Herausforderungen zu meistern", betonte er.

Radikale buddhistische Mönche

Papst besorgt über Lage in Sri Lanka

Nach schweren Ausschreitungen in Sri Lanka hat Papst Franziskus zur Gewaltlosigkeit in dem südostasiatischen Land aufgerufen. Er appelliere an alle Verantwortungsträger, auf die Bestrebungen der Menschen zu hören und dabei Menschen- und Freiheitsrechte zu achten, sagte Franziskus am Mittwoch bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz. "Gebt nicht der Gewalt nach", so der 85-Jährige.

Papst Franziskus
  / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

In dem multiethnischen und multireligiösen Land dominiert die buddhistische Mehrheitsethnie der Singhalesen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Seit den islamistischen Selbstmordanschlägen von Ostern 2019 auf drei katholische Kirchen und drei Luxushotels in der Hauptstadt Colombo hat die Diskriminierung und Verfolgung der muslimischen Minderheit zugenommen.

Als Stimmungsmacher gegen Muslime treten radikale buddhistisch-nationalistische Mönche auf, denen enge Verbindungen zum Rajapaksa-Clan nachgesagt werden. Während der zehnjährigen Präsidentschaft von Mahinda Rajapaksa (2005-2015) schürte die extremistische buddhistische Mönchsorganisation "Bodu Bala Sena" (Buddhistische Kampfmacht) Hass und Gewalt gegen Christen und Muslime. Mahinda Rajapaksa, seit November 2019 Premierminister des Landes, war am Montag nach Protesten zurückgetreten.

Eskalationen durch Demonstranten

Menschen aller Ethnien und Religionen fordern angesichts der schwersten Wirtschaftskrise seit der Unabhängigkeit 1948 und der Versorgungsengpässe bei lebenswichtigen Gütern seit Wochen mit Demonstrationen und Streiks den Rücktritt von Präsident Rajapaksa. Die Lage eskalierte in den vergangenen Tagen durch gewaltsame Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Unterstützern der Regierung. Am Dienstag kamen bei den Protesten laut Medienberichten mindestens acht Menschen ums Leben.

Die Demonstranten machen den als korrupt geltenden Rajapaksa-Clan für die Krise verantwortlich. Darauf war Premier Mahinda Rajapaksa, Bruder des Präsidenten, zurückgetreten. Zahlreiche weitere Familienmitglieder hatten bis zum Rücktritt des Kabinetts im April hohe Regierungsposten inne. Bereits Anfang April setzte sich die ehemalige Vize-Premierministerin Nirupama Rajapaksa nach Dubai ab. Gegen sie läuft ein Ermittlungsverfahren wegen Korruption, nachdem sie in den "Panama-Papieren" als Inhaberin von Scheinfirmen im Ausland auftauchte.

Quelle:
KNA