Stadt pflanzt 94 Bäume für 94 Tote im Mittelmeer

Gedenken an Italiens Küste

Die süditalienische Stadt Crotone erinnert mit dem Pflanzen von Bäumen an ein Bootsunglück vor einem Jahr mit 94 toten Migrantinnen und Migranten. Für Sonntagnachmittag waren zudem eine Demonstration sowie stille Gebete geplant.

Blumenkranz im Gedenken an im Mittelmeer verstorbene Flüchtlinge  (KNA)
Blumenkranz im Gedenken an im Mittelmeer verstorbene Flüchtlinge / ( KNA )

In Italien jährt sich ein Bootsunglück mit 94 toten Migrantinnen und Migranten zum ersten Mal. Die kalabrische Stadt Crotone, vor deren Küste das Holzboot zerschellte, ließ laut eigenen Angaben am Sonntagvormittag 94 Bäume in Erinnerung an das Unglück pflanzen. 

Die Aktion trägt den Namen "Alis Garten" in Gedenken an einen Jungen, der bei dem Vorfall starb.

Demo und stilles Gebet

Für Sonntagnachmittag waren eine Demonstration sowie stille Gebete geplant. In der Nacht von Sonntag zu Montag sollte eine Mahnwache am Strand an den Zeitpunkt des Unglücks erinnern. 

Einige Angehörige der Opfer sind zu den Gedenkveranstaltungen angereist. Sie wollten sich unter anderem bei einer Pressekonferenz am Montag äußern.

 Ein Fischerboot mit etwa 500 Migranten im süditalienischen Hafen von Crotone  / © Valeria Ferraro (dpa)
Ein Fischerboot mit etwa 500 Migranten im süditalienischen Hafen von Crotone / © Valeria Ferraro ( dpa )

Der Erzbischof von Matera-Irsina, Antonio Giuseppe Caiazzo, erinnerte in einem Beitrag für die italienische Tageszeitung "Avvenire" daran, dass Menschen wegen Armut, Elend, Krieg, Ungerechtigkeit und Verfolgung ihre Heimat verließen. 

Die Herkunftsländer seien von den Folgen des Postkolonialismus gezeichnet, den auch Italien zu verantworten habe.

Schlepper wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt

In den frühen Morgenstunden des 26. Februar 2023 war das Holzboot mit Migrantinnen und Migranten an Bord vor der Küste Kalabriens gekentert. 94 Menschen starben, darunter 35 Minderjährige. Rund ein Dutzend sind nach wie vor vermisst.

Angehörige weinen am Sarg eines der Opfer des Schiffsunglücks bei Crotone, Italien / © Antonino Durso/Lapresse/AP  (dpa)
Angehörige weinen am Sarg eines der Opfer des Schiffsunglücks bei Crotone, Italien / © Antonino Durso/Lapresse/AP ( dpa )

Kürzlich hatte ein Gericht in Crotone einen der Schlepper zu 20 Jahren Haft und einer Geldstrafe von drei Millionen Euro verurteilt. Weitere Schlepper sind angeklagt. Ins Visier der Ermittlungsbehörden gerieten zudem Mitarbeitende der Finanz- und Küstenwache. 

In ihrem Fall stellt sich die Frage, ob sie den Menschen auf dem Holzboot hätten helfen können. Die italienische Regierung verschärfte nach dem Unglück ihre Maßnahmen gegen Schlepperei.

Papst trauert nach Bootsunglück mit Migranten im Mittelmeer um Opfer

Nach einem weiteren schweren Bootsunglück von Migranten im Mittelmeer mit Dutzenden Vermissten trauert Papst Franziskus um die Opfer. Das Oberhaupt der katholischen Kirche habe mit Kummer von dem Schiffbruch erfahren, schrieb er am Donnerstag bei Twitter. "Bleiben wir nicht gleichgültig angesichts solcher Tragödien und beten wir für die Opfer und ihre Angehörigen."

Seenotrettung im Mittelmeer / © Pavel D. Vitko (dpa)
Seenotrettung im Mittelmeer / © Pavel D. Vitko ( dpa )
Quelle:
KNA