Steinhöfel erhält zum zweiten Mal den Katholischen Buchpreis

Markenzeichen Vielseitigkeit

Andreas Steinhöfel ist einer der erfolgreichsten deutschen Kinderbuchautoren. Kinder würden zu oft in Watte gepackt, findet er. Man könne ihnen durchaus etwas zumuten. Wenn man sie auffange und ihnen Halt gebe.

Autor/in:
Christoph Arens
Kinder lesen Bücher / © Robert Kneschke (shutterstock)
Kinder lesen Bücher / © Robert Kneschke ( shutterstock )

Er beschreibt sich selber als einen "Bücher-Messie", der verwundert und wissbegierig in die Welt schaut. Schreiben ist für ihn "ein Rückgriff auf die eigene Kindheit" und auf das eigene Empfinden als Kind. Sein erstes Jugendbuch "Dirk und ich" (1991) hat er verfasst, weil er sich über ein anderes Kinderbuch geärgert hatte. Denn "Kinder haben etwas Besseres verdient".

Hohe Anforderungen an sich selbst

Andreas Steinhöfel stellt hohe Anforderungen an sich und seine Bücher. Damit ist der im hessischen Biedenkopf aufgewachsene und seit 2010 wieder dort lebende 61-Jährige zu einem der führenden deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren geworden.

Andreas Steinhöfel / © Arne Dedert (dpa)
Andreas Steinhöfel / © Arne Dedert ( dpa )

Am Donnerstag erhält er – zum zweiten Mal nach 2009 - in Erfurt den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis. Ausgezeichnet wird die Graphic Novel "Völlig meschugge?!", die er zusammen mit Grafikerin Melanie Garanin produziert hat. Der Titel erschien auch als Serie für das ZDF und den Kinderkanal Kika. In dem Buch geht es um rassistische Vorurteile und deren Entkräftung.

Erzählen, nicht belehren

Steinhöfels Figuren leben oft am Rande der Gesellschaft, doch sie lachen sich tapfer die Angst weg. Niemals hebt der Autor den Zeigefinger, denn er will erzählen, nicht belehren. "Keiner wird ein guter Mensch, bloß weil er gute Bücher liest", sagte er im Januar dem "Tagesspiegel".

Zugleich will der 61-Jährige seinen jugendlichen Lesern durchaus etwas zumuten. "Kinder werden zu viel in Watte gepackt, sie müssen aber auch mal was aushalten und sich dann mitteilen", sagt er. Allerdings dürfe man die Jungen und Mädchen auch nicht überfordern."Ich muss dafür sorgen, dass Kinder nicht in Panik geraten", betont er. "Die Ansage muss lauten: Mach dir nicht zu viele Sorgen, ich lasse dich nicht im Stich."

Jim Knopf und das doppelte Lottchen prägten ihn

Steinhöfel stammt nach eigener Darstellung nicht aus einem Bücherhaushalt. "Meine Eltern hatten einfach kein Geld für Bücher."Deshalb sei er auf die Stadtbücherei angewiesen gewesen, und dort waren Kinderbücher die Ausnahme. "Es gab nur fünf. Eines davon war 'Jim Knopf' von Michael Ende, das wurde dann später das wichtige Buch für mich." Auch Kästners "Das doppelte Lottchen" übte großen Einfluss aus: "Es hat mich tief geprägt, weil es eine Scheidungsgeschichte war und bei meinen Eltern damals schon der Haussegen schief hing."

Lesende Kinder - ein seltenes Bild?  / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Lesende Kinder - ein seltenes Bild? / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Steinhöfel ist als erster Kinder- und Jugendbuchautor Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Ein Markenzeichen ist seine Vielseitigkeit: Für Rundfunk und Fernsehen schrieb er unter anderem rund 40 Folgen des "Käpt'n Blaubär Club" und 5 Folgen der Kinderserie "Urmel aus dem Eis". Zudem ist er auch als Übersetzer, Drehbuchautor und Rezensent tätig.

Diverse Auszeichnungen

Seine Auszeichnungen sind Legion: Für "Rico, Oskar und die Tieferschatten" erhielt er unter anderem den Deutschen Jugendliteraturpreis und den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2009. Die Reihe wurde auch erfolgreich fürs Kino verfilmt. 2009 hat Steinhöfel den Erich Kästner Preis für Literatur verliehen bekommen. 2013 wurde er mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk ausgezeichnet und 2017 folgte der James-Krüss-Preis. Sein Buch "Paul Vier und die Schröders" (1992) zählt zur Standardlektüre an deutschen Schulen.

Derzeit bereitet Steinhöfel seine erste Regiearbeit vor, den Dokumentarfilm "Gebt uns Bücher, gebt uns Flügel": Es handelt sich um ein Porträt der jüdischen Journalistin Jella Lepmann, die nach dem Krieg die heute weltgrößte Jugendbibliothek in München gründete.

Debatten um Sprache in Kinderbüchern

In der Debatte um anstößig empfundene Sprache in Kinderbüchern und -Filmen wünscht sich Steinhöfel mehr Mut von Verlagen und Sendern. "Meistens geht es um politische Korrektheiten, weil gelegentlich Zuschauer sich beschweren – allerdings nur eine winzige Minderheit."

Wenn ein Kind in der Rico-Oskar-Serie für die "Sendung mit der Maus" einen Tarzanschrei ausstoße, sei das ein "postkoloniales Stereotyp". Wenn eins ein Hawaii-Hemd trage, sei das "kulturelle Aneignung". Seine eigene Position dabei sei: "Wenn es etwas Charakteristisches für die Figur ist und nicht nur ein beliebiges Kleidungsstück, bleibt das Hawaii-Hemd an, da bleibe ich stur."

Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis

Der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis (vormals "Katholischer Kinderbuchpreis") ist ein Literaturpreis, der von der Deutschen Bischofskonferenz seit 1979 verliehen wird und mit 5.000 Euro dotiert ist.

Die Idee ging von dem Schriftsteller Willi Fährmann aus, der Bischof Heinrich Tenhumberg bat, stärker auf die Bedeutung von Kinder- und Jugendliteratur hinzuweisen. 1979 hieß er noch Katholischer Kinderbuchpreis, wurde aber 1995 auf Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis erweitert.

Symbolbild Bücherplausch / © GNT STUDIO (shutterstock)
Symbolbild Bücherplausch / © GNT STUDIO ( shutterstock )
Quelle:
KNA