Berliner Diözesanrat bittet Missbrauchsopfer um Verzeihung

Täter und Vertuscher schonungslos benennen

Der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin bittet Betroffene von sexuellem Missbrauch in der Kirche um Verzeihung und räumt eine Mitverantwortung auch von Nicht-Geistlichen ein. 

Symbolbild Missbrauch / © Julia Steinbrecht (KNA)
Symbolbild Missbrauch / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Viele erkennen, mit Schweigen, Wegsehen und Unterlassen auch schuldig geworden zu sein. Das Ausmaß dieser Mittäterschaft spät zu erkennen, schmerzt nun sehr", heißt es in einem Antrag, den das höchste Laiengremium, der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin, am Samstag bei seiner Vollversammlung in Berlin einstimmig verabschiedete.

Der Antrag fordert ferner eine "transparente, unvoreingenommene und schonungslose Aufarbeitung", ein verbindliches Krisen- und Kommunikationsmanagement bei Missbrauchsfällen sowie eine konsequente integrierte Präventionsarbeit. Überdies müsse es professionelle Unterstützung und ausreichende Hilfen für Betroffene, aber auch für Täter oder potenzielle Täter geben.

Keine unabhängige Kommission

Der Diözesanrat diskutierte zudem über die vom Erzbistum einberufene Kommission, die das Ende Januar in Teilen veröffentlichte Missbrauchsgutachten vollständig lesen darf und Empfehlungen zu Konsequenzen aussprechen soll. Dem Gremium gehören jeweils drei gewählte Vertreter des Diözesanrats und des Priesterrats an. Mehrere Mitglieder betonten, dass es sich dabei um eine "interne, aber keine unabhängige" Kommission handele. Zudem sprachen sich einige Ratsmitglieder für eine unabhängige Leitung der Kommission sowie für eine zusätzliche Beteiligung von Betroffenen aus.

Generalvikar Manfred Kollig betonte, wenn die Gutachten-Kommission dafür plädiere, auch Betroffene als Mitglieder zu berufen, "sollte das möglich sein". Er und Erzbischof Heiner Koch würden ein solches Anliegen unterstützen. Der Verwaltungschef des Erzbistums merkte jedoch an, dass er es für sinnvoll halte, wenn es sich dabei  jemanden von außerhalb des Erzbistums handelte. Denkbar sei etwa, ein Mitglied aus dem Betroffenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz zu berufen.

Klare Konsequenzen aufzeigen 

Johanna Beck, Mitglied in diesem Betroffenenbeirat, forderte als Gastrednerin, dass "schonungslos benannt wird, wer Täter und Vertuscher waren". Sie hob hervor, wer wolle, dass den Opfern Gerechtigkeit widerfahre, müsse klar zeigen, dass es Konsequenzen gibt und Verantwortliche zur Verantwortung gezogen werden.

Kollig verwies zugleich darauf, dass es in der katholischen Kirche kein Disziplinarrecht gebe und dass er dies für problematisch halte. Das Erzbistum lasse sich deshalb derzeit von mehreren externen Kirchenrechtlern beraten, welche Sanktionsmaßnahmen überhaupt möglich seien.


Quelle:
KNA
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