Tafeln sammeln Weihnachtspakete für Bedürftige

"Jedes Paket macht Freude"

Die Aktion "Weihnachten für alle" der Tafeln ruft dazu auf, haltbare Lebensmittel und Süßigkeiten für Bedürftige zu spenden. Warum die Pakete viel Freude bereiten und was alles benötigt wird, weiß Harald Augustin von der Tafel Köln.

Autor/in:
Lara Burghardt
Symbolbild Haltbare Lebensmittel in einem Paket / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Symbolbild Haltbare Lebensmittel in einem Paket / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Das Motto der Aktion lautet "Weihnachten für alle. Helfen kann so einfach sein." Eine treffende Aussage, denn es muss nur eine Kiste mit haltbaren Lebensmitteln gepackt und bei einer der Anlaufstellen abgeben werden. Was wird denn am meisten gebraucht und was sollte man lieber weglassen?

Harald Augustin (Geschäftsführer der Kölner Tafel Stiftung): Am besten sind haltbare Lebensmittel, Getränke wie Kaffee, Tee, Säfte oder Konserven mit Früchten, Gemüse oder Fleisch. Auch Tüten mit Pudding, Nachtisch oder Soßen sowie Dauerwurst mit langer Haltbarkeit sind gefragt. Getreideprodukte wie Reis, Nudeln, Haferflocken oder Müsli kommen ebenfalls gut an. 

Besonders zu Weihnachten freuen sich viele über Süßigkeiten, vor allem weihnachtliches Gebäck. Zum Kochen werden auch Gewürze, Essig und Öl benötigt. Was Sie bitte nicht spenden sollten, sind frische Lebensmittel wie Obst, Gemüse oder Frischfleisch. Die verderben, bevor sie bei den Bedürftigen ankommen.

Harald Augustin

"Es kommen auch viele, die schon vorher bedürftig waren, sich aber noch nicht getraut haben, Hilfe in Anspruch zu nehmen."

DOMRADIO.DE: Die Tafeln haben seit Anfang letzten Jahres einen Zulauf von Bedürftigen von über 50 Prozent erlebt, darunter Geflüchtete und Menschen, die wegen der enormen Preissteigerungen auf Unterstützung angewiesen sind. Wie zeigt sich das in Ihrer Arbeit?

Augustin: Die Situation ist schlimmer geworden. Der Zulauf ist enorm, nicht nur durch Geflüchtete. Es kommen auch viele, die schon vorher bedürftig waren, sich aber noch nicht getraut haben, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Einige schafften es auch gerade so, mit ihrem Geld auszukommen. Doch mit den Preissteigerungen geht das nicht mehr. Jetzt bleiben ihnen keine Alternativen mehr, als zu den Tafeln zu gehen.

DOMRADIO.DE: Waren Sie schon mal bei einer Übergabe der Pakete dabei? Wie reagieren die Beschenkten darauf?

Harald Augustin

"Auch wenn die Lebensmittel oft denen ähneln, die sie wöchentlich von der Tafel bekommen, merken die Menschen, dass hier mit dem Paket jemand an sie gedacht hat."

Augustin: Jedes Paket bringt Freude. Ich war zwar noch nicht selbst dabei, aber ich weiß, dass die Menschen eine große Freude erleben, wenn die Pakete geöffnet werden. Sie erkennen, dass jemand dieses Paket mit Bedacht zusammengestellt hat. Auch wenn die Lebensmittel oft denen ähneln, die sie wöchentlich von der Tafel bekommen, merken die Menschen, dass hier mit dem Paket jemand an sie gedacht hat. Das gibt den Menschen das Gefühl, nicht allein gelassen zu sein.

DOMRADIO.DE: Haben Sie einen Appell an die Kölnerinnen und Kölner für die Aktion? 

Augustin: Die Aktion läuft in vielen Kirchengemeinden nur noch bis Mittwoch. Einige machen auch weiter, etwa in Zollstock, Porz, Merheim, Ostheim, Weidenpesch, Vogelsang, Müngersdorf oder Holweide. Mitmachende Hotels wie das Ameron, der Begardenhof, das Dorint an der Messe, das Maritim oder das Pullman bieten ebenfalls Abgabemöglichkeiten. 

Dort können Pakete rund um die Uhr bis Samstag, den 14. Dezember abgegeben werden. Am Montag holen wir alles ab, damit die Pakete rechtzeitig vor Weihnachten verteilt werden können. Es wäre großartig, wenn wir noch so viele Pakete wie möglich zusammenbekämen.

Das Interview führte Lara Burghardt.

Tafeln in Deutschland

Die bundesweit agierenden Tafeln haben sich in den vergangenen 20 Jahren zu einer der größten sozialen Bewegungen in Deutschland entwickelt. Waren es 2002 noch gut 300, gibt es heute bundesweit etwa 900 Tafeln mit rund 2.100 Tafel-Läden und Ausgabestellen. Bei ihnen engagieren sich circa 60.000 ehrenamtliche Mitarbeiter. Alle zusammen versorgen sie mehr als 1,5 Millionen Menschen mit Lebensmitteln, die sie als Spenden im Handel und bei Herstellern gesammelt haben.

Helfer sortieren  Salat bei der Lebensmittelausgabe in der Kirche Sankt Karl Borromäus in Köln / © Harald Oppitz (KNA)
Helfer sortieren Salat bei der Lebensmittelausgabe in der Kirche Sankt Karl Borromäus in Köln / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR