Tausende Menschen sammeln Müll am World Clean Up Day

Aktion für den Umweltschutz

Tausende Menschen befreien an diesem Freitag Straßen, Wälder und Flüsse von Müll. Auch die Mitglieder der "Trash Tracker" in Braunschweig machen mit und fühlen sich angesichts der Klimakrise so weniger ohnmächtig.

Autor/in:
Hannah Schmitz
Symbolbild Müll sammeln / © Bjorn Beheydt (shutterstock)
Symbolbild Müll sammeln / © Bjorn Beheydt ( shutterstock )

Achtlos weggeworfene Getränkeverpackungen am Wegesrand, leere Bierflaschen im Fluss oder Plastik im Wald - überall findet sich Müll. Am weltweiten World Clean Up Day an diesem Freitag wollen tausende Menschen auch hierzulande die Umwelt vom Abfall befreien. 

Die Veranstalter rechnen mit mehr als 500.000 Teilnehmern, wie Holger Holland, der Initiator des Aktionstags in Deutschland, auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mitteilte. Hunderte Gruppen hätten sich bereits angemeldet.

Auch die "Trash Tracker" aus dem niedersächsischen Braunschweig beteiligen sich. Angesichts des Klimawandels fühlen sie sich durch das Sammeln von Müll weniger hilflos.

Christopher Kloska mit Infomaterial des Vereins "Trash Tracker" am 21. Juni 2023 in Braunschweig / © Nadja Winter (KNA)
Christopher Kloska mit Infomaterial des Vereins "Trash Tracker" am 21. Juni 2023 in Braunschweig / © Nadja Winter ( KNA )

Christopher Kloska, 29, hat den Verein "Trash Tracker" mit Freunden während der Corona-Pandemie gegründet. Seit 2021 haben die Braunschweiger eigenen Angaben zufolge rund zweieinhalb Tonnen Müll gesammelt. Sie treffen sich etwa zweimal im Monat und streifen mit Greifern und Abfallsäcken durch Parks und Straßen. 

Am Freitag steht zum World Clean Up Day eine besondere Aktion an - die Trash Tracker wollen mit Kanus aufs Wasser und die Oker von Müll befreien. Sich so für die Umwelt zu engagieren, hat Kloska geholfen, "mich weniger ohnmächtig zu fühlen", wie er sagt. Denn die Angst vor den Auswirkungen des Klimawandels sei in seinen Gedanken eine zeitlang omnipräsent gewesen.

Klimaangst kann sich positiv auswirken

Mit dieser Klimaangst ist Kloska laut der Umweltpsychologin Paula Blumenschein nicht allein. Sie sei keinesfalls irrational, im Gegensatz etwa zu pathologischen Ängsten wie jener vor Spinnen oder Aufzügen. 

"Zudem ist Klimaangst bei den allerwenigsten so groß, dass sie ihren Alltag nicht bewältigen können", erklärt Blumenschein, die im Frühjahr mit anderen Autoren und Autorinnen ein Buch zur Psychologie von Klimaprotest und Engagement veröffentlicht hat. Im Gegenteil: Einiges spreche dafür, dass Klimaangst sich eher positiv auf das Handeln auswirke.

Kloska beschreibt sich selbst eher als Typ Einzelkämpfer - auf einmal mit wildfremden Leuten gemeinsam Müll zu sammeln, sei gewöhnungsbedürftig gewesen. 

Müll, darunter ein Plastikbecher und eine Brötchentüte, liegen am 20. August 2024 auf einer Wiese in Bonn / © Harald Oppitz (KNA)
Müll, darunter ein Plastikbecher und eine Brötchentüte, liegen am 20. August 2024 auf einer Wiese in Bonn / © Harald Oppitz ( KNA )

"Wir mussten uns erstmal herantasten", sagt er. Statt langer Reden drückten sie so den Menschen, die ihrem Aufruf zum Müllsammeln folgten, einfach einen Greifer in die Hand und fingen an. Das Konzept ist offenbar aufgegangen: "Die Leute kamen immer wieder. Das hat mir gezeigt, dass wir irgendwas richtig machen", berichtet Kloska.

Inzwischen habe sich ein harter Kern in der Gruppe gebildet. "Der soziale Faktor und die Kontakte sind der Grund, warum wir weitermachen", sagt Kloska, der hauptberuflich im Digital-Marketing arbeitet. In seinem Engagement erlebt der 29-Jährige eine große Selbstwirksamkeit. "Mir ist erst nach etwa einem Jahr bewusst geworden, dass ich mich nicht mehr so hilflos fühle." 

Er habe weniger Nachrichten konsumiert und sich viel weniger mit Weltthemen beschäftigt. "Weil ich zufrieden war mit meinem Fokus auf den lokalen Naturschutz. Da gibt es so viel Potenzial", so Kloska.

Halbe Million Teilnehmer erwartet

Dieses große Potenzial sieht auch Holger Holland. Der Initiator des deutschen World Clean Up Days beschreibt den Aktionstag als "Schlüsselimpuls". Teilnehmende würden an diesem Tag erleben, dass sie gemeinsam etwas bewirken und verändern könnten. "Jeder ist wichtig, jeder kann etwas tun und es ist einfach", sagt Holland. 

Dass in diesem Jahr wohl erstmal mehr als eine halbe Millionen Menschen in Deutschland mitmachen, macht ihn stolz. "Es zeigt, dass ein Bewusstsein für das Thema entsteht." Allerdings bedeutet diese große Bereitschaft auch, dass das Müllproblem offensichtlich größer werde.

Der World Clean Up Day findet seit 2018 in Deutschland statt. Dieses Jahr startet er am Freitag um 10 Uhr in Neuseeland und endet nach 24 Stunden auf Hawaii. "Es ist eine Aufräumwelle rund um die Erde", sagt Holland. Im vergangenen Jahr beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter weltweit mehr als 19 Millionen Menschen in 195 Ländern.

In Deutschland nahmen demnach nahmen rund 440.000 Menschen in mehr als 2.000 Städten und Gemeinden an über 9.100 Cleanups teil.

Klima- und Umweltschutz in der Kirche

Die Deutsche Bischofskonferenz beschäftigt sich seit den 1980er Jahren mit ökologischen Fragen. Papst Franziskus’ Enzyklika Laudato si’ – Über die Sorge für das gemeinsame Haus hat im Jahr 2015 dem christlichen Auftrag zur Schöpfungsverantwortung auf weltkirchlicher Ebene Aufmerksamkeit verschafft. Daran anschließend hat der Papst im Februar 2020 mit dem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Querida Amazonia die Themen der Enzyklika am Beispiel Amazoniens konkretisiert.

Symbolbild Biodiversität, Biene, Artenvielfalt. Natur / © Kateryna Ovcharenko (shutterstock)
Symbolbild Biodiversität, Biene, Artenvielfalt. Natur / © Kateryna Ovcharenko ( shutterstock )
Quelle:
KNA