Patriarch Theodoros II. von Alexandria hat dieser Tage den 20. Jahrestag seiner Inthronisation als Kirchenoberhaupt begangen. Das Jubiläum wurde - wenige Tage vor dem eigentlichen Jahrestag - mit einem Festgottesdienst in der griechisch-orthodoxen Kathedrale in Alexandria und einem anschließenden Festakt gefeiert. Zahlreiche Bischöfe aus ganz Afrika sowie offizielle Vertreter Griechenlands, Zyperns und Ägyptens nahmen daran teil, wie der "Pro Oriente"-Informationsdienst berichtete.
Die Mitglieder des Heiligen Synods des alexandrinischen Patriarchats wählten am 10. Oktober 2004 den damaligen Metropoliten von Zimbabwe, Theodoros (Horeftakis), zum neuen griechisch-orthodoxen Patriarchen von Alexandria und ganz Afrika. Am 24. Oktober wurde Theodoros in sein Amt eingeführt. Sein Vorgänger Patriarch Petros VII. war bei einem Hubschrauberabsturz in der Ägäis ums Leben gekommen. Metropolit Nikodimos von Memphis würdigte die vielen pastoralen und strukturellen Initiativen Theodoros. Er hob zudem die ökumenischen Bemühungen des Patriarchen hervor sowie sein Bestreben der Restaurierung orthodoxer Stätten in Ägypten.
Besonderes Augenmerk legte Nikodimos auf die Bemühungen des Patriarchen zur Förderung der Kirche in ganz Afrika. Derzeit befindet sich das Patriarchat von Alexandria in einem Konflikt mit der Russisch-orthodoxen Kirche (ROK), das eigene kirchliche Strukturen auf dem afrikanischen Kontinent errichtete. Das Patriarchat von Alexandria betrachtet traditionell ganz Afrika als sein eigenes kanonisches Territorium. Im Dezember 2022 kündigte das Patriarchat von Alexandria seinerseits die eucharistische Gemeinschaft mit der ROK auf.
Konflikte mit der russischen Orthodoxie
Dabei ist Theodoros Russland biographisch verbunden. Er hatte 1985 bis 1990 sein Wirken als ständiger alexandrinischer Vertreter beim Patriarchat Moskau mit damaligem Sitz in Odessa auch zum Studium der russischen Sprache, Literatur und Philosophie verwendet. Im Zuge der Expansion der ROK nach Afrika und dem Angriff auf die Ukraine wurde er zu einem Kritiker der russischen Politik.
Bereits 2022 wandte sich der Patriarch gegen die Politik seines Bekannten Wladimir Putin. Der russische Präsident sei von Macht berauscht, sagte er damals dem griechischen Fernsehen. "Große absolute Herrschaft verblendet die Augen mit ihrer Stärke, und du vergisst, nur ein Mensch zu sein. Es ist unmöglich, dein Kreuzzeichen zu machen und zu Gott zu beten, wenn du im gleichen Augenblick Kinder und überhaupt Menschen tötest."
Der Patriarch spielte damit auf das tägliche Morgengebet Putins in der Dreifaltigkeitskirche auf den Sperlingsbergen an, ehe er weiter in den Kreml zu seinen Amtsgeschäften fährt. Putin gehe von der "Macht des Stärkeren" aus, so Theodoros weiter, der von Anfang an die Ukraine in der Abwehr des russischen Angriffs unterstützte.
Theodoros stammt von Kreta
Theodoros Nikolaos Horeftakis wurde 1954 auf Kreta geboren. Im Jahr 1973 wurde er Mönch, 1975 zum Diakon und 1978 zum Priester geweiht. Er wirkte zuerst auf Kreta, bevor er ab 1985 das Patriarchat von Alexandria bei der Russischen Orthodoxen Kirche vertrat. 1990 wurde er zum Bischof von Kyrene geweiht und wurde Gesandter des Patriarchen von Alexandria beim Erzbischof von Athen. Im Jahr 1997 wurde er zum Metropoliten von Kamerun und 2002 zum Metropoliten von Simbabwe bestimmt.
Er ist der 114. orthodoxe Patriarch von Alexandria. Bei der Jubiläumsfeier sagte er, dass ihm Ägypten inzwischen längst zur zweiten Heimat geworden sei. Das Christentum in Ägypten geht bereits auf das 1. Jahrhundert zurück. In Ägypten wandte sich der überwiegende Teil der Kirche gegen die Beschlüsse des Konzils von Chalcedon im Jahr 451 n. Chr.; aus diesem Teil ging die Koptisch-orthodoxe Kirche hervor.
Eine kleine Minderheit blieb der Großkirche treu und bildete künftig das (später: orthodoxe) Patriarchat von Alexandria. Zunächst wurde weiterhin - wie auch in der Koptisch-orthodoxen Kirche - die alexandrinische Liturgie gefeiert, bis sich nach einigen Jahrhunderten die byzantinische Liturgie durchsetzte.
Wie die Koptisch-orthodoxe Kirche befand sich auch die orthodoxe Kirche von Alexandria ab dem 7. Jahrhundert unter muslimischer Herrschaft. Die amtierenden Patriarchen suchten Schutz beim Patriarchen von Konstantinopel. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts konnte der Patriarch seinen Sitz wieder in Alexandria etablieren. Heute unterstehen dem Patriarchen von Alexandria - abgesehen von denjenigen, die sich der Russisch-orthodoxen Kirche angeschlossen haben - alle (byzantinischen) orthodoxen Christen Afrikas. Insgesamt zählt das Patriarchat rund eine Million Gläubige.