Die vor wenigen Tagen vom Vatikan angekündigte Kirchenversammlung im Jahr 2028 deutet laut der Theologin und Weltsynoden-Teilnehmerin Klara-Antonia Csiszar auf eine Weiterentwicklung des synodalen Prozesses in der katholischen Kirche hin.
Denkbar sei, dass sich die bischöflich verfasste Struktur dabei umwandle in eine "stärker gemeinschaftliche, ekklesiale Architektur", sagte die in Linz lehrende Pastoraltheologin am Donnerstag im Interview der österreichischen Presseagentur Kathpress. Die bisherige Institution der Bischofssynode könnte dann womöglich "vergleichbar mit einem Kirchenrat" sein.

Einen vergleichbaren Charakter hätten bereits die kontinentalen Versammlungen vor den Vollversammlungen der Weltsynode im Jahr 2023 gehabt, sagte die Pastoraltheologin, die an ihrer Universität die Abteilung für Synodalität leitet. "Es waren kirchliche Versammlungen, bei denen mehr Nicht-Bischöfe als Bischöfe teilnahmen. Ein entscheidender Punkt ist daher die Frage, wer an der kommenden Versammlung teilnimmt", so Csiszar.
Der Vatikan hatte am vergangenen Wochenende einen neuen Zeitplan zur Umsetzung von Reformen in der Kirche vorgelegt. Um die bei der Weltsynode im Oktober 2024 verabschiedeten Beschlüsse in den jeweiligen Ländern zur Anwendung zu bringen, sind mehrere Treffen anberaumt, die in einer Kirchenversammlung in Rom im Oktober 2028 gipfeln sollen.
Miteinander gegen die Spaltung
Große Hoffnung setzt Csiszar in die Umsetzung des Synoden-Abschlussdokuments in den einzelnen Ortskirchen. Weltweit sei bereits viel in Bewegung, wenn auch die Wege unterschiedlich seien.
"Ich sehe in der heutigen Zeit dieses Projekt von Synodalität zunehmend als ein Friedensprojekt. Die Kirche bemüht sich, verbindende Kräfte zu aktivieren, nicht nur nach innen, sondern mit allen Menschen guten Willens", erklärte die Theologin. Die Kirche könne "Räume des konstruktiven Miteinanders öffnen, wo die göttliche Logik der Liebe das letzte Wort hat und nicht das Spalten und Schüren von Hass".

Noch abwartend äußerte sich die Synoden-Teilnehmerin zu den Fortschritten der von Papst Franziskus vor einem Jahr eingesetzten zehn Studiengruppen zu mehreren kirchlichen Reformthemen. Der richtige Umgang mit "Interferenzen" müsse hier wohl erst gefunden werden.
Grundsätzlich sei sie jedoch überzeugt, dass die Resultate in den laufenden synodalen Prozess einfließen. "Wir treten nun klar in eine erste Phase der Rezeption ein. Wie genau die Anbindung der Ergebnisse erfolgen wird, bleibt jedoch abzuwarten."
Papst nicht entscheidend
Angekündigt wurde die Kirchenversammlung während des Krankenhausaufenthaltes von Papst Franziskus aufgrund einer schweren Lungenerkrankung. Ob der synodale Prozess von seiner Person abhängig sei, beantwortete Csiszar mit einem klaren Nein. "Das Abschlussdokument der Weltsynode ist Teil des ordentlichen Lehramtes", stellte die Theologin klar. Ein Stopp oder eine Aussetzung des Prozesses nach so vielen Jahren sei daher für sie nicht vorstellbar.
Csiszar verwies dabei auf die Autobiografie von Papst Franziskus, in der er die Abläufe des letzten Konklaves beschrieb. Daraus lasse sich lernen, dass die Kardinäle bei der Papstwahl nicht zuerst eine konkrete Person suchten, sondern zunächst ein Profil des nächsten Pontifikats erarbeiteten - orientiert an den erwartbaren Herausforderungen der kommenden Jahre.
"Ich bin mir sicher, dass Synodalität Teil dieses Profils sein wird", so die Expertin. Erst im zweiten Schritt werde dann nach einer geeigneten Persönlichkeit für das Amt gesucht.