"Da verlieren Menschen jede Form von Respekt vor der Würde des anderen. Sie wird nicht nur angetastet, sie wird infrage gestellt, mit Füßen getreten, ja ausradiert", schreibt die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der Berliner Wochenzeitung "Die Kirche" (Ausgabe 14. August): "Menschen mögen in Sachen Impfung verschiedener Meinung sein. Aber das berechtigt in keinster Weise zu derartigen Anfeindungen."
Ernstzunehmendes Problem
Hintergrund ist der Fall der österreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, die Ende Juli tot in ihrer Praxis aufgefunden wurde. Laut dem vorläufigen Obduktionsergebnis beging sie Suizid. Die 36-Jährige war öffentlich sehr deutlich für das Impfen gegen Corona eingetreten und erhielt dafür massiven Anfeindungen und Bedrohungen.
Der Tod von Kellermayr sei eine "entsetzlich traurige, erschütternde Geschichte", schreibt Käßmann. Und sie zeige, dass Polizeibehörden, Gerichte, Staatsanwaltschaften solche Vorgänge noch immer nicht ernst genug nehmen. Es gehe nicht um "Kavaliersdelikte" oder "nur" schriftliche Äußerungen. "Gegen derartige Bedrohungen muss viel entschiedener vorgegangen werden", forderte die Theologin.