Theologische Betrachtung zum vierten Sonntag der Osterzeit

Wie jeder am Gottesreich mitwirken kann

Wie oft glauben wir im Alltag, alle Welt müsse sich um uns drehen. Jesus zeigt, dass es auch anders geht. Selbst als Sohn Gottes ist er nicht selbstherrlich, sondern verweist auf den, der größer ist als er.

Autor/in:
Fabian Brand
Osterkerze auf dem Petersplatz / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Osterkerze auf dem Petersplatz / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Das Protokoll muss strikt eingehalten werden: Diese Vorschrift muss jeder und jede beachten, der bei einem Monarchen zu Besuch oder zur Audienz eingeladen ist. Da gibt es eine ganze Reihe von Regeln, die beachtet werden wollen, damit man am königlichen Hof auch wirklich keine Fehler macht.

So ist es zum Beispiel bei König Charles III. üblich, dass man als Gast erst zu Wort kommen darf, wenn man vom König angesprochen wurde. Oder dass man als Gast einige Schritte Abstand halten muss vom Monarchen und sich erst nähern darf, wenn dieser es erlaubt. Auf die Rangordnung kommt es eben an, und die will in vielen Königshäusern sehr genau eingehalten werden.

König Charles III. / © Matthew Horwood (dpa)
König Charles III. / © Matthew Horwood ( dpa )

Um die Rangordnung wissen auch die Apostel in der ersten Lesung vom vierten Sonntag der Osterzeit sehr genau. Dort heißt es: "Wenn wir heute wegen einer guten Tat an einem kranken Menschen darüber vernommen werden, durch wen er geheilt worden ist, so sollt ihr alle (...) wissen: im Namen Jesu Christi" (Apg 4,9f).

Nicht die Apostel sind Hauptdarsteller, nicht die Apostel bewirken allerlei Wunder und Heilungen, sondern Christus selbst. Er, der Auferstandene, ist es, der durch die Apostel Menschen wieder gesund macht. Die Rangordnung ist somit ganz klar: Christus hat in allem den Vorrang, während seine Apostel erst an zweiter Stelle und sozusagen die irdischen Werkzeuge des auferstandenen Herrn sind.

Für Jesus sind das alles keine Zaubertricks

"In welchem Namen tut ihr das?" Das ist eine Frage, mit der Jesus schon während seines öffentlichen Wirkens immer wieder konfrontiert wird. Man könnte diese Frage auch umformulieren: Wie kommt ihr dazu, euch solche Rede- und Handlungsweisen anzumaßen? Denn es ist nicht alltäglich, dass einer in Vollmacht spricht, dass einer kommt und Menschen heilt und gesund macht. Für Jesus sind das alles keine Zaubertricks. Er will sich damit nicht selbst in den Vordergrund drängen. Ganz im Gegenteil: Als die Traube der Zuschauer zu groß wird, zieht er sich zurück, um allein zu sein. Die große Show liegt ihm fern.

Jesus-Statue / © Harald Oppitz (KNA)
Jesus-Statue / © Harald Oppitz ( KNA )

Und das hat seinen Grund: Auch Jesus tritt nicht im eigenen Namen auf, sondern im Auftrag des Gottesreiches. Er ist der Künder des Gottesreiches und sein Anbruch. Aber es geht eben nicht so sehr um ihn selbst als vielmehr darum, dass alle Menschen erkennen, dass sie ihren je eigenen Teil dazu beitragen können, um das Gottesreich anbrechen zu lassen: Jeder und jede hat seine Chancen und Möglichkeiten, dem Gottesreich im eigenen Alltag zum Durchbruch zu verhelfen.

Die Apostel in der heutigen ersten Lesung zeigen das auf besondere Weise: Sie treten im Namen Jesu auf und verkünden seine Frohbotschaft. Auch sie sind nicht Hauptdarsteller dieser Geschichte, sondern höchstens Nebendarsteller. Doch dadurch zeigt sich, dass auch wir in dieser Geschichte vorkommen: Im Namen Jesu leben und handeln, das ist etwas, das auch wir Menschen von heute noch tun können.

Nicht selbst wie die kleinen Herrgötter aufführen

Anderen Menschen von Jesus erzählen, ihnen im Namen Jesu etwas Gutes tun: Dann bricht das Gottesreich auch unter uns an. Dann nehmen wir die Stelle der Apostel von damals ein. Die Geschichte, die mit Jesus begonnen hat, können wir fortschreiben durch unser eigenes Leben.

Das Protokoll muss strikt eingehalten werden: Das gilt auch im Leben aus dem Glauben. Wir dürfen und sollen uns nicht selbst wie die kleinen Herrgötter aufführen und so tun, als ob sich die ganze Welt um uns drehen würde. Das tut sie nämlich nicht. Aber sie dreht sich um Christus, den auferstandenen Herrn, der die Mitte der Zeit ist.

In seine Nachfolge sind wir berufen, und das heißt, in seinem Namen aufzutreten, aus seinem Evangelium zu leben und ihm den Vorrang einzuräumen. Wir haben nicht selbst die Kraft, um das Gottesreich anbrechen zu lassen. Das vermögen wir nur, wenn wir auf Christus setzen, wenn wir in seinem Namen den Menschen etwas Gutes tun und sie so auf unsere je eigene Weise spüren, dass Gott sie liebt und dass Gott will, dass sie das Leben haben.

Ostern

An Ostern feiern Christen ihr wichtigstes Fest: die Auferstehung Jesu am dritten Tag nach dem Tod am Kreuz. Die Botschaft von Kreuz und Auferstehung ist das Fundament ihres Glaubens. Kerngehalt ist, "dass am Ende das Leben über den Tod, die Wahrheit über die Lüge, die Gerechtigkeit über das Unrecht, die Liebe über den Hass und selbst über den Tod siegen wird", so der katholische Katechismus.

Seit dem Konzil von Nizäa im Jahre 325 wird das älteste Fest der Christenheit am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert.

Osterkerzen / © Harald Oppitz (KNA)
Osterkerzen / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA