Sternsinger-Drive-in als Alternative in der Pandemie

Tradition mit missionarischem Anspruch

Singen im Hausflur? Möglichst viele Kontakte an der Türe? Das kommt für die Gemeinde in Bochum-Laer in diesem Jahr zu Sternsinger nicht infrage. Stattdessen gibt es ein Segens-Drive-in mit drei Stationen – und noch mehr.

"Segens Drive In" der Sternsinger in Bochum-Laer aus 2021 / © Achim Pohl (Bistum Essen)
"Segens Drive In" der Sternsinger in Bochum-Laer aus 2021 / © Achim Pohl ( Bistum Essen )

DOMRADIO.DE: Wie funktioniert ein Sternsinger-Drive-in?

Thomas Wrede (Organisator des "Sternsinger-Drive-in"): Wir haben uns das im letzten Jahr ausgedacht, als es auch schon schwierig war. Es ist tatsächlich das Highlight unserer diesjährigen Aktion. An einem zentralen Platz im Ortsteil erwarten die Sternsinger die Menschen, die zu ihnen kommen wollen: mit Abstand im Auto. Wir haben drei Stationen. Man fährt zunächst mit dem Auto vor. An der ersten Station begrüßt ein Sternsinger, eine Sternsingerin, die Menschen mit einem Spruch. An der zweiten Station wird die Spendendose auf dem Stern befestigt an das Fenster gereicht. An einer dritten Station gibt es den Segensaufkleber und das traditionelle Bild, das es bei uns im Bistum Essen immer als Dankeschön gibt.

DOMRADIO.DE: Warum haben Sie sich gegen das traditionelle von Haus-zu-Haus-Ziehen entschieden?

Wrede: Wir haben den Blick auf die Kinder genommen und haben uns gefragt: Wie können wir die Kinder, die zum größten Teil ja noch ungeimpft oder zumindest nicht vollständig geimpft sind, am besten schützen? Situationen in engen Hausfluren, singen drinnen, das ist ganz schwierig. Das macht die Situation dann auch ein bisschen schräg, die sonst herzlich und intim ist. Alle achten drauf, Maske zu tragen. Dann haben wir gesagt: Machen wir es anders. Und die Menschen kommen gerne zu uns, stellen wir fest.

DOMRADIO.DE: Was bedeutet das denn für die Kinder, wenn sie nicht selbst von Haus zu Haus ziehen können?

Wrede: Das ist natürlich besonders für die Kinder ganz traurig, weil sie gerne an fremden Türen klingeln. Wer macht da auf? Wir erleben die verschiedensten Situationen: von so ganz ernsten, in denen wir auf einem Dachboden klopfen und dort ganz offensichtlich eine wohnungslose junge Frau mit einem Schlafsack da Platz gefunden hat, um sich vor der Kälte zu schützen. Oder es macht jemand auf mit der Zahnbürste im Mund und erwartetet eigentlich einen Freund. Dann lachen alle und das sind die Situationen, die den Kindern natürlich Spaß machen. Das gab es dieses Jahr nicht. Aber wir haben das Beste draus gemacht und auch da Freude gehabt.

DOMRADIO.DE: Ihre Gemeine in Bochum-Laer wurde schon vor Jahren aufgelöst und ist in einer Großpfarrei aufgegangen. Am Sternsingen haben Sie immer festgehalten. Inwiefern war das für Sie auch ein missionarischer Gesichtspunkt?

Wrede: 2008 ist die Kirche schon geschlossen worden. Mittlerweile ist sogar die evangelische Kirche abgerissen. Wir sind in dem Stadtteil in einer Insellage begrenzt durch Autobahnen, Grünzüge und das ehemalige Opel-Gelände. So eine Insellage. Wir merken: Im Stadtteil versickert das Christentum. Dass Christen nach außen sichtbar sind, wird weniger. Dann haben wir sehr bewusst unsere Aktion geändert. Vorher haben wir Besuchslisten gehabt und nur Gemeindemitglieder besucht. Irgendwann haben wir dann entschieden: Nein, wir klingeln überall und bringen den Segen allen. Das war für uns ganz erhebend, dass sich Leute gefreut haben, die vorher nie besucht wurden. Mittlerweile ist es eine Marke im Stadtteil.

DOMRADIO.DE: Planen Sie noch mehr Aktion?

Wrede: Also wir haben unseren Spenden-Toni, so haben wir ihn genannt, eine Holzfigur mit Krone, Dose und Sternsingergewand in der Sparkassenfiliale stehen. Da kann man sich den Segen dann auch mitnehmen. Wir haben die Onlinespende. Sonst planen wir für dieses Jahr mit den Kindern das Gemeinschaftsgefühl zu stärken – im Sommer, wenn es wieder geht. Unser großer Plan ist es natürlich, im nächsten Jahr dann wieder loszuziehen.

Das Interview führte Michelle Olion.

 

Quelle:
DR

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