Als Donald Trump nach dem Terror der radikalislamischen Hamas gegen Israel öffentlich Kritik an Benjamin Netanjahu übte, ging ein Ruck durch die Welt der evangelikalen Christen. Schließlich genießt der Ex-Präsident dort so starken Rückhalt wie das biblische Land, dem sich dieses wichtige Segment der republikanischen Wählerschaft besonders verbunden fühlt.
Trump hatte den israelischen Regierungschef bei einem Wahlkampfauftritt dafür kritisiert, einen Militärschlag gegen den Führer der iranischen Quds-Einheit 2020 nicht unterstützt zu haben. "Ich werde niemals vergessen, wie Bibi Netanjahu uns stehen ließ", griff er seinen einstigen Freund an, in dessen Land die radikalislamische Hamas gerade mehr als tausend Zivilisten brutal abgeschlachtet hat. Noch mehr irritierte, dass Trump die terroristische Hisbollah-Miliz, die Israels Norden von Libanon aus bedroht, als "sehr schlau" pries.
Herausforderer DeSantis hält Trumps Aussagen für "absurd"
Seine Herausforderer bei den Vorwahlen der Republikaner für das Weiße Haus stürzten sich auf die kontroversen Äußerungen. Es sei "absurd", wenn jemand, der US-Präsident werden wolle, "unseren Freund und Verbündeten Israel angreift, und sogar noch die Hisbollah lobt", griff der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, Trump an. Dies sei der falsche Zeitpunkt, "persönliche Beschwerden über einen israelischen Ministerpräsidenten zu äußern".
Die Kritik an seinem Widersacher um die Präsidentschaftskandidatur könnte sich als gute Politik für DeSantis erweisen, der in Iowa auf die Stimmen der Evangelikalen setzt. Deren Unterstützung ist in dem Midwest-Staat entscheidend für eine Mehrheit bei den sogenannten "Caucuses", den ersten Vorwahlen der Partei im kommenden Jahr. An die appellierte auch der ehemalige Vizepräsident Mike Pence. Hisbollah sei "nicht schlau, sondern sie sind böse".
Für Evangelikale ist die Solidarität mit Israel nicht verhandelbar
Für die Evangelikalen ist die Solidarität mit Israel nicht verhandelbar. Aus ihrer Interpretation der Bibel ist es das von Gott verheißene Land der Juden und Schauplatz der Endzeit vor der zweiten Wiederkunft Christi. Drei von vier Gläubigen hatten in einer Umfrage von "Lifeway Research" lange vor den Verbrechen der Hamas das Recht Israels bekräftigt, "sich gegen Angriffe zu verteidigen". In einer gemeinsamen Erklärung von 60 Führern der Evangelikalen wird dieser Punkt hervorgehoben.
"Dies ist der Zeitpunkt, an dem klarsichtiges Denken und moralische Gewissheit angezeigt sind", heißt es in dem Schreiben, das vergangene Woche dem Weißen Haus, dem US-Kongress und den Vereinten Nationen übermittelt worden ist. Zu den Unterzeichnern gehören Größen der evangelikalen Welt wie der Präsident der Southern-Baptist-Kirche, Bart Barber, der Chef des theologischen Seminars dieser Kirche, Al Mohler, und der Chefredakteur von "Christianity Today", Russell Moore.
Trump wittert die Gefahr und weist die Kritik mit dem Hinweis zurück, dass niemand mehr für Israel getan habe als er. Am Montag versuchte er, den Spieß umzudrehen. Er versprach, als Präsident werde er keine Palästinenser aufnehmen. "Wir bringen niemanden aus Gaza, Syrien oder Somalia oder Jemen oder Libyen ins Land."
Haley: "Zivilisten nichts mit Terroristen zu tun"
Herausforderin Nikki Haley erinnerte daran, dass sich darunter auch viele Christen befänden. Diese Menschen hätten nichts mit dem Terror der Hamas zu tun, rückte die ehemalige UN-Botschafterin die Hetze Trumps zurecht. "Als Amerikaner konnten wir immer verstehen, dass Zivilisten nichts mit Terroristen zu tun haben".
Das entspricht mehr der Stoßrichtung der katholischen US-Bischöfe, die für Dienstag zur Teilnahme am weltweiten Tag des Fastens und Gebets "für Frieden im Heiligen Land" aufgerufen hatten. Erzbischof Allen H. Vigneron von Detroit, wo viele Exil-Palästinenser leben, verurteilte die Gewalt gegen Israel, äußerte aber Mitgefühl für alle Opfer des Konflikts.
Vigneron: "Wir beten für die Sicherheit ihrer Lieben"
Vigneron erinnerte daran, dass in Michigan viele Menschen lebten, "die familiäre und kulturelle Beziehungen zu Israel und Palästina haben". Die Katholiken seien solidarisch mit ihnen. "Wir beten für die Sicherheit ihrer Lieben."