Bedauern über Marx-Rückzug von der Spitze der Bischofskonferenz

Überraschend, aber nachvollziehbar

Für eine zweite Amtszeit als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz steht Kardinal Marx nicht zur Verfügung. Diese Nachricht kam für viele überraschend. Mit Bedauern reagieren Beobachter und Kirchenvertreter darauf.

Kardinal Marx im Display einer Kamera / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Marx im Display einer Kamera / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Meine Überlegung ist, dass ich am Ende einer möglichen zweiten Amtszeit 72 Jahre alt wäre, und dann auch das Ende meiner Aufgabe als Erzbischof von München und Freising nahe sein wird", heißt es in einem Brief von Marx (66) an seine Mitbrüder. "Ich finde, es sollte die jüngere Generation an die Reihe kommen."

Bischof Bode schließt Nachfolge von Marx aus

Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode schließt seine Nachfolge als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz aus. Die Gründe für den angekündigten Rückzug von Marx träfen auf ihn selbst erst recht zu, teilte Bode über seinen Sprecher Hermann Haarmann der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag) mit. 

Bode, der stellvertretender Vorsitzender der Bischofskonferenz ist, wies darauf hin, dass er am kommenden Sonntag 69 Jahre alt wird. Zudem sei seine Gesundheit angeschlagen. Der Bischof, der sich derzeit in Ghana aufhält, hatte sich 2018 mehreren Bandscheibenoperationen unterzogen und ließ deshalb zehn Monate die Amtsgeschäfte ruhen. Bode zeigte sich "sehr überrascht" von der Ankündigung von Marx und bedauerte die Entscheidung. Er habe erwartet, dass der Kardinal den Reformdialog Synodaler Weg in den kommenden Jahren als Vorsitzender begleite.

Bischof Genn: Marx ist Kontroversen nicht aus dem Weg gegangen

Der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, respektiert den Schritt von Kardinal Marx, wenngleich er sich ihn in einer zweiten Amtszeit in dieser Situation hätte vorstellen können. Als Erzbischof von München und Freising werde er weiterhin ein wichtiges Wort in der katholischen Kirche und in der Deutschen Bischofskonferenz mitsprechen.

"Ich bin Kardinal Marx sehr dankbar für das, was er als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz seit seiner Wahl in Münster im Jahr 2014 geleistet hat. In für die katholische Kirche in Deutschland schwierigen Zeiten hat er der Kirche ein markantes und glaubwürdiges Profil und Gesicht gegeben", würdigt Genn. Er habe sich mit hohem persönlichen Engagement für die Einheit der Deutschen Bischofskonferenz und der katholischen Kirche eingesetzt. Dabei sei er Kontroversen nicht aus dem Weg gegangen. "Er hat mit dem Synodalen Weg die Tür dafür geöffnet, dass wir neu überlegen, wie wir als Christinnen und Christen auch in Zukunft anderen Menschen die befreiende Botschaft des Evangeliums nahe bringen können", unterstreicht Bischof Genn.

Erfurter Bischof Neymeyr: "Zukunftsorientiert"

Kardinal Marx habe wichtige Impulse für Kirche und Gesellschaft geliefert und zudem noch etliche Aufgaben in der Weltkirche übernommen, meint Bischof Ulrich Neymeyr. "Ich bedaure sehr, dass Kardinal Marx nicht mehr länger Vorsitzender der Bischofskonferenz sein will. In alles andere als einfachen Zeiten hat der Münchner Erzbischof die Deutsche Bischofskonferenz sehr gut in der Öffentlichkeit vertreten." 

Dass er jetzt diese Vielzahl an Verpflichtungen reduzieren wolle, um nicht zuletzt mehr Zeit für sein Erzbistum zu haben, sei ebenso nachvollziehbar wie mit Respekt zu begegnen. "Ich danke dem Kardinal für seinen Dienst als Vorsitzender der Bischofskonferenz. Dass er jetzt die jüngere Generation an die Reihe kommen lassen will, ist zu begrüßen und spricht für seine Zukunftsorientierung", so der Bischof aus Erfurt.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sagte: "Er hat sein Bestes gegeben." Der künftige Bischof von Augsburg, Bertram Meier, äußerte Verständnis für den Schritt von Marx und fügte hinzu: "Den Dienst an der Einheit innerhalb der Bischofskonferenz zu leisten, war sicherlich auch kräftezehrend."

 

 

 

 

 

 

 

Sternberg: "Es hat mich schon sehr erschrocken"

Mit Bestürzung reagiert der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) auf den Rückzug von Kardinal Marx. Besonders die Zusammenarbeit für den Synodalen Weg hat die beiden geprägt, sagte er gegenüber DOMRADIO.DE. "Ich habe es von ihm gehört und es hat mich schon sehr erschrocken und auch etwas bestürzt, obwohl ich natürlich mit großem Respekt und Anerkennung auch die Gründe aufnehme, die ihn dazu bewogen haben", erklärte ZdK- Präsident Thomas Sternberg.

Die Bischofskonferenz und das ZdK hatten unlängst gemeinsam den Synodalen Weg zur Zukunft des kirchlichen Lebens in Deutschland angestoßen. Dieser Dialog müsse unbedingt in aller Offenheit fortgeführt werden, so die Gruppe "Wir sind Kirche", die Marx dafür dankte, "diesen angesichts der schleppenden Aufarbeitung sexualisierter Gewalt dringend notwendigen Reformprozess mit auf den Weg gebracht zu haben".

Bedford-Strohm: Echte Freundschaft entstanden

Mit Marx verbinde ihn eine "langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit", erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. "Zwischen uns ist auch eine echte Freundschaft entstanden. Für beides bin ich zutiefst dankbar." Die Verbundenheit zwischen evangelischer und katholischer Kirche habe sich insbesondere in der Zeit der Vorbereitungen und Durchführung des 500-jährigen Reformationsjubiläums 2017 noch vertieft.

Die Bischofskonferenz dient der Förderung gemeinsamer Aufgaben, der Beratung und der Koordinierung der Arbeit. Sie gibt Richtlinien vor und pflegt Verbindungen zu anderen Bischofskonferenzen. Die Amtszeit des Vorsitzenden beträgt sechs Jahre. Bei der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe Anfang März in Mainz stehen Neuwahlen an.

Schuster lobt Einsatz von Marx für christlich-jüdischen Dialog

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, würdigt das Engagement von Marx bezüglich dem Verhältnis zwischen Christen und Juden. "Kardinal Marx hat sich mit viel Herzblut für den christlich-jüdischen Dialog eingesetzt und dazu beigetragen, das Vertrauen zwischen Katholiken und Juden weiter zu festigen", sagte Schuster.

Marx habe stets "klare Kante gegen Antisemitismus gezeigt und sich der Verantwortung der Katholischen Kirche für den über Jahrhunderte gepredigten Antijudaismus angenommen", betonte Schuster. Dem Kardinal sei die Erinnerung an die Schoah und die "Verantwortung, die heute für uns daraus erwächst", ein wichtiges Anliegen gewesen. "Dies machte er beispielsweise bei der Podiumsdiskussion des Zentralrats der Juden in Würzburg zum 80. Jahrestag der Pogromnacht unmissverständlich deutlich."

Schuster erklärte, er bedauere, dass Marx nicht mehr als Vorsitzender der Bischofskonferenz kandidieren werde. "Ich blicke gerne zurück auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und wünsche Kardinal Marx für seine zukünftigen Aufgaben alles Gute und Gottes Segen." Zugleich hoffe er auch zukünftig auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem Zentralrat und der Bischofskonferenz.

Politiker bedauern Rückzug von Marx

Der religionspolitische Sprecher der Union, Hermann Gröhe (CDU), nannte Marx gegenüber der KNA "eine starke Stimme für die katholische Kirche in Deutschland". Gröhe weiter: "Sein Einstehen für die christliche Sozialethik und seine Betonung der großen Gemeinsamkeit zwischen den christlichen Kirchen tun unserer gesamten Gesellschaft gut!" Grünen-Politiker Konstantin von Notz betonte, Marx habe wichtige Impulse zum "humanen, von Nächstenliebe bestimmten Umgang mit Geflüchteten gesetzt". 

Auch in der Politik wird der Rückzug von Kardinal Reinhard Marx bedauert. Marx habe in den vergangenen Jahren wichtige Impulse zum "humanen, von Nächstenliebe bestimmten Umgang mit Geflüchteten gesetzt", sagte der religionspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Konstantin von Notz der Katholischen Nachrichten-Agentur am Dienstag in Berlin. Auch habe er sich für den Synodalen Weg der Kirche und ihre progressive Weiterentwicklung eingesetzt.

Wie von Notz betonte auch der religionspolitische Sprecher der SPD, Lars Castellucci, dass die Entscheidung von Marx Respekt verdiene. Castellucci erklärte, Marx habe das Amt "in nicht gerade einfachen Zeiten für die Kirche übernommen und viel auf den Weg gebracht". Von Notz äußerte sich auch zu einem möglichen Nachfolger. Er hoffe, so der Grünen-Abgeordnete, dass eine Person gefunden werde, die den Weg von Marx konsequent fortsetze.

Entschluss stehe schon länger fest

Sein Entschluss, dann nicht wieder zu kandidieren, stehe schon seit längerer Zeit fest, so Marx. "Selbstverständlich werde ich auch weiterhin aktiv in der Bischofskonferenz mitarbeiten und mich besonders engagieren für den Synodalen Weg, der aus meiner Sicht gut gestartet ist." Zugleich wolle er jetzt auch wieder stärker im Erzbistum München und Freising präsent sein, wo ein "umfassender Strategieprozess" gestartet werden soll.

Marx ist seit 2008 Erzbischof von München und Freising, davor war er seit 2002 Bischof von Trier. Im Jahr 2010 erhob ihn Papst Benedikt XVI. (2005-2013) zum Kardinal. Von 2012 bis 2018 war Marx auch Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE). Außerdem leitet er den Wirtschaftsrat im Vatikan und gehört dem Kardinalsrat an, der Papst Franziskus bei der Reform der römischen Kurie berät.

 


Bischof Franz-Josef Bode bei einem Interview / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Franz-Josef Bode bei einem Interview / © Harald Oppitz ( KNA )

Bischof Felix Genn aus Münster  / © Friso Gentsch (dpa)
Bischof Felix Genn aus Münster / © Friso Gentsch ( dpa )

Ulrich Neymeyr, Bischof von Erfurt / © Harald Oppitz (KNA)
Ulrich Neymeyr, Bischof von Erfurt / © Harald Oppitz ( KNA )

Thomas Sternberg (l.) und Reinhard Kardinal Marx / © Julia Steinbrecht (KNA)
Thomas Sternberg (l.) und Reinhard Kardinal Marx / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Kardinal Reinhard Marx (l.) und Heinrich Bedford-Strohm / © Harald Oppitz (KNA)
Kardinal Reinhard Marx (l.) und Heinrich Bedford-Strohm / © Harald Oppitz ( KNA )

Reinhard Kardinal Marx und Josef Schuster / © Harald Oppitz (KNA)
Reinhard Kardinal Marx und Josef Schuster / © Harald Oppitz ( KNA )

Herrmann Gröhe / © Maurizio Gambarini (dpa)
Herrmann Gröhe / © Maurizio Gambarini ( dpa )

Konstantin von Notz / © Markus Scholz (dpa)
Konstantin von Notz / © Markus Scholz ( dpa )
Quelle:
KNA , DR
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