Ukrainische Kirche besteht auf Abwehrkampf gegen Russland

"Unmoralische Forderungen"

Die griechisch-katholischen Bischöfe wenden sich im Krieg gegen Forderungen nach einem Kompromiss mit Moskau. Der Kampf der ukrainischen Nation für das Recht auf ihre eigene Existenz und Zukunft müsse gewonnen werden.

Soldat im Stadtzentrum von Odessa. / © Francesca Volpi (KNA)
Soldat im Stadtzentrum von Odessa. / © Francesca Volpi ( KNA )

Zum zweiten Jahrestag des russischen Angriffs hat die griechisch-katholische Kirche in Kiew zur Verteidigung der Ukraine aufgerufen. Russland lasse der Ukraine keine andere Wahl, als sich militärisch zu verteidigen, erklärten die Bischöfe der mit Rom verbundenen Kirche am Dienstagabend. Moskau führe einen neokolonialen Krieg mit deutlichen Anzeichen eines Völkermords.

"Die Vernichtung der Ukrainer ist zu einem politischen Programm der russischen Führung geworden, zu ihrer Manie, die von vielen Bürgern des Aggressorstaats unterstützt wird, was auf den ungesunden Zustand der russischen Gesellschaft hinweist", klagten die Bischöfe. Forderungen nach einem Kompromiss mit Russland, die in der Ukraine von Zeit zu Zeit zu hören seien, entbehrten jeder Grundlage. Sie zeugten von einem mangelnden Verständnis für die Situation.

Solche Forderungen seien unmoralisch

Solche Forderungen seien unmoralisch, da sie die Grundsätze der Achtung der Menschenwürde und eines gerechten Friedens verletzten, hieß es weiter. Ein Kompromiss könne nicht erreicht werden, "wenn eine der Parteien die Existenz der anderen leugnet". Der Krieg sei ein nationaler Befreiungskampf der ukrainischen Nation für das Recht auf ihre Existenz sowie für die Unabhängigkeit, Freiheit und Würde ihrer Bürger.

Die Kirche kritisiert auch die internationale Gemeinschaft. In der Zeit vor dem Krieg habe "niemand zugehört", als die ukrainische
Gesellschaft darauf hingewiesen habe, dass in Russland eine aggressive Ideologie aus "Ressentiments, Nationalismus und pseudoreligiösem Messianismus" entstehe. Die Rolle des Moskauer Patriarchats bei der Schaffung und Verbreitung dieser Ideologie der "russischen Welt" sei inzwischen unbestritten. 

Russisch-orthodoxe Kirche verleiht Denkart quasireligiösen Geist

Die russisch-orthodoxe Kirche habe dieser Denkart einen quasireligiösen Geist verliehen, indem sie Russland als letzte Bastion des Christentums auf Erden darstelle, die den Mächten des Bösen widerstehe. "Gleichzeitig spricht die russisch-orthodoxe Kirche den tödlichsten Atomwaffen der Welt einen fast heiligen Status zu", so die Bischöfe.

Der Gesamtukrainische Rat der Kirchen und Religionsgemeinschaften lud unterdessen zu drei Tagen Gebet und Fasten für die Ukraine von 1. bis 3. März ein. Dabei solle für das ukrainische Volk, die Soldaten, die Freilassung der Kriegsgefangenen und den Sieg gebetet werden. Dem Rat gehören 15 Glaubensgemeinschaften - christliche, jüdische und muslimische - sowie die ukrainische Bibelgesellschaft an. Damit repräsentiert er nach eigenen Angaben mehr als 95 Prozent der religiösen Gemeinden des Landes. 

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA