Das Oberhaupt der selbstständigen Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) fordert eine vereinte ukrainische Kirche als Grundlage für einen starken ukrainischen Staat. Laut dem Portal "Orthodox Times" sagte Metropolit Epiphanius am Montag in Riwne in der Nordwestukraine, Kirche und Staat seien eng miteinander verbunden. Er hoffe "auf anhaltenden Erfolg auf dem Weg zur spirituellen und nationalen Freiheit", so der Bischof der 2018 gegründeten OKU.
UOK seit 2022 von Moskau distanziert
Der Metropolit spielt damit auf das drohende Verbot von Einrichtungen der früher mit Moskau verbundenen Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) an. Diese Kirche betrachtet sich als die kanonische Kirche in der Ukraine und hat nach Beginn des russischen Angriffskrieges laut eigenen Angaben im Mai 2022 ihre Bindung an das Moskauer Patriarchat aufgegeben. Die OKU wiederum erhielt den Tomos vom Ökumenischen Patriarchat und verlangt nun die Unterordnung der UOK. Dazu aber sind aber weder deren Oberhaupt Metropolit Onufrij noch die meisten Bischöfe bereit. Allerdings wechselten bereits weit mehr als 1.000 Gemeinden zur OKU.
Kampf um Kathedrale in Tscherkassy
Unterdessen nehmen Spannungen zwischen den beiden Kirchen zu. In der südöstlich von Kiew am Dnepr gelegenen Stadt Tscherkassy versuchten während der Liturgie in der Nacht zum 17. Oktober Geistliche und Gläubige der OKU unter Anführung eines Militärkaplans die Erzengel-Michael-Kathedrale der UOK unter ihre Kontrolle zu bringen. Videoaufnahmen in den sozialen Netzwerken dokumentieren gewaltsame Auseinandersetzungen am folgenden Tag in und vor der Kirche. Der Metropolit der UOK hatte zuvor seine Gläubigen aufgerufen, die Kontrolle über die Kirche wiederzuerlangen. Örtliche Behörden sprachen von 20 leichtverletzten Personen, die UOK von bis zu 40 Verletzten, von denen zwölf ins Krankenhaus mussten, darunter auch Metropolit Theodosius der UOK und einige Geistliche.