Ukrainischer Metropolit wirbt für Einheit von Staat und Orthodoxie

Vereinte ukrainische Kirche als Lösung?

Der Streit zwischen den orthodoxen Christen in der Ukraine spitzt sich zu. Der Anführer der regierungsnahen OKU beschwört nun den Zusammenhang von staatlicher und religiöser Einheit für die zukünftige Ukraine.

Epiphanius Dumenko, Metropolit der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), feiert einen Ostergottesdienst am 18. April 2020 in der Klosterkirche Sankt Michael in Kiew. / © Sergey Korovayny (KNA)
Epiphanius Dumenko, Metropolit der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), feiert einen Ostergottesdienst am 18. April 2020 in der Klosterkirche Sankt Michael in Kiew. / © Sergey Korovayny ( KNA )

Das Oberhaupt der selbstständigen Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) fordert eine vereinte ukrainische Kirche als Grundlage für einen starken ukrainischen Staat. Laut dem Portal "Orthodox Times" sagte Metropolit Epiphanius am Montag in Riwne in der Nordwestukraine, Kirche und Staat seien eng miteinander verbunden. Er hoffe "auf anhaltenden Erfolg auf dem Weg zur spirituellen und nationalen Freiheit", so der Bischof der 2018 gegründeten OKU.

UOK seit 2022 von Moskau distanziert

Der Metropolit spielt damit auf das drohende Verbot von Einrichtungen der früher mit Moskau verbundenen Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) an. Diese Kirche betrachtet sich als die kanonische Kirche in der Ukraine und hat nach Beginn des russischen Angriffskrieges laut eigenen Angaben im Mai 2022 ihre Bindung an das Moskauer Patriarchat aufgegeben. Die OKU wiederum erhielt den Tomos vom Ökumenischen Patriarchat und verlangt nun die Unterordnung der UOK. Dazu aber sind aber weder deren Oberhaupt Metropolit Onufrij noch die meisten Bischöfe bereit. Allerdings wechselten bereits weit mehr als 1.000 Gemeinden zur OKU.

Kampf um Kathedrale in Tscherkassy

Unterdessen nehmen Spannungen zwischen den beiden Kirchen zu. In der südöstlich von Kiew am Dnepr gelegenen Stadt Tscherkassy versuchten während der Liturgie in der Nacht zum 17. Oktober Geistliche und Gläubige der OKU unter Anführung eines Militärkaplans die Erzengel-Michael-Kathedrale der UOK unter ihre Kontrolle zu bringen. Videoaufnahmen in den sozialen Netzwerken dokumentieren gewaltsame Auseinandersetzungen am folgenden Tag in und vor der Kirche. Der Metropolit der UOK hatte zuvor seine Gläubigen aufgerufen, die Kontrolle über die Kirche wiederzuerlangen. Örtliche Behörden sprachen von 20 leichtverletzten Personen, die UOK von bis zu 40 Verletzten, von denen zwölf ins Krankenhaus mussten, darunter auch Metropolit Theodosius der UOK und einige Geistliche.

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA